Huber ruft zu stärkerer Zusammenarbeit der großen Kirchen auf - EKD-"Zukunftswerkstatt" eröffnet

Mentalitätswandel nötig

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat die christlichen Kirchen zu stärkerer Zusammenarbeit aufgerufen. "Uns ist bewusst, dass das Zeugnis der Kirchen im 21. Jahrhundert noch deutlicher als im vergangenen Jahrhundert einen ökumenischen Charakter tragen muss", sagte Huber am Donnerstag in Kassel. Huber äußerte sich zum Auftakt der EKD-"Zukunftswerkstatt".

 (DR)

Allerdings sollten sich die Kirchen dabei «nicht an unterschiedsloser Uniformität, sondern an der uns in aller Verschiedenheit geschenkten Einheit» ausrichten.

Huber zufolge befindet sich die evangelische Kirche in einer «dreifachen Gefangenheit». Zum einen seien die Protestanten im eigenen Milieu gefangen. «Zu überlasteten Müttern fällt uns der Zugang genau so schwer wie zu verbitterten Hartz-IV-Empfängern.» Hinzu komme eine «verbreitete geistliche Furchtsamkeit», so Huber. «Die Angst, für zu fromm gehalten zu werden, ist groß.» Schließlich trage das kirchliche Handeln zuweilen «Züge eines Lebens auf Pump».

Der EKD-Ratsvorsitzende wörtlich: «Wir fordern die Kräfte von beruflich wie ehrenamtlich Mitarbeitenden bis zum Äußersten, ohne nach Notwendigkeit und Sinn der geforderten Aktivitäten zu fragen.»

Die Veranstaltung in Kassel ist Teil des Reformprozesses der EKD, der 2006 mit dem vom Rat der EKD vorgelegten Papier «Kirche der Freiheit» begonnen hatte. Bis Samstag sollen die Schwerpunktthemen des Papiers, etwa die Frage nach der Qualität von Gottesdiensten, missionarische Projekte und das Thema Leitung in der Kirche erörtert werden.

Der EKD-Ratsvorsitzende appellierte an die rund 1.200 Teilnehmer der Zukunftswerkstatt, auf einen «Wandel aus Glauben» zu vertrauen. «Es steht uns nicht offen, uns nur um die zu kümmern, die schon da sind», sagte Huber. «Weil es um Hilfe und Heil Gottes für alle Menschen geht, können wir nicht unter uns bleiben.» Es sei zentrale Aufgabe der Kirche, den Glauben an die nächste Generation weiterzugeben. «Eine Kirche, die diese Aufgabe vernachlässigt, kann nicht von sich sagen, sie trachte zuerst nach dem Reich Gottes.»

In einem schriftlichen Grußwort erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, er baue auf eine «verlässliche Ökumene» der Kirchen in Deutschland. Die EKD und die katholische Kirche in Deutschland stünden vor ähnlichen Herausforderungen: «Auch wir wollen missionarisch sein», so Zollitsch.