Und so wird es die zehn Ordensmänner in Deutschlands einziger Trappistenabtei, dem Kloster Mariawald in der Eifel, mehr als gewundert haben, dass sie im 100. Jahr der Erhebung ihres Klosters zur Abtei zum Thema für die Weltpresse wurden. Doch nicht das Jubiläum am Dienstag ist es, was die Kommunität in den Focus rückte. Für Schlagzeilen sorgte die Rückkehr des Ordens zu der Tradition, wie sie den Mönchen vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil Richtschnur war. Diese Entscheidung stellt aber keinen Akt der Rebellion gegen das Konzil dar, wie man es von der Pius-Bruderschaft erwartet. Vielmehr genehmigte Papst Benedikt XVI. persönlich die Rückkehr zur alten Liturgie.
Und so wird die Abtei "Nemus Mariae", zu Deutsch "Mariawald", mit der 100-Jahr-Feier wieder die strengeren trappistischen Eigenriten aufleben lassen, den sogenannten "Usus von Monte Cistello". Und vom kommenden Jahr an wird auch die Messe wieder im alten "tridentinischen" Ritus gefeiert. Nach Ansicht des Abtes von Mariawald, Dom Josef, haben die nachkonziliaren Reformen seiner Kommunität nichts gebracht. Einige verunsicherte Mitbrüder hätten den Konvent sogar verlassen. Als der Kurswechsel zur alten Form trappistischen Mönchtums bekanntwurde, häuften sich zustimmende Briefe in seiner Abtszelle. Zudem sei die Zahl der Anfragen von Männern gestiegen, die sich für die "Zisterzienser der strengeren Observanz", wie die Trappisten offiziell heißen, interessieren.
Alles andere als bequem
Dom Josef, mit 40 Jahren der Jüngste der Kommunität, entdeckte als Student der Betriebswirtschaft das Leben der Mönche in Mariawald. Es ist alles andere als bequem. Wenn Bruder Bernhard, der Glöckner, seine Mitbrüder zur Vigil ruft, dann zeigt der Uhrzeiger auf vier Uhr nachts. Draußen ist es noch finster und hier oben auf den zugigen Eifelhöhen meist auch noch lausig kalt. Siebenmal am Tag kommen die Mönche zum gemeinsamen Stundengebet zusammen. Den insgesamt fünf Stunden Gebet stehen fünf Stunden körperliche Arbeit gegenüber.
Als die Kommunität in Mariawald noch mehr Mönche zählte, betrieben diese eine intensive Land- und Forstwirtschaft. Schmiede, Schreinerei, Brauerei, Forstwirtschaft und Bäckerei - alle anfallenden Arbeiten wurden selbst besorgt. Mit der schrumpfenden Zahl der Mönche war vieles davon nicht mehr zu machen. So war die Gemeinschaft froh, ihre Ländereien an den "Nationalpark Eifel" verpachten zu können. Geblieben ist dank der Mithilfe von Angestellten eine Buchhandlung, die Produktion von Kräuterlikören, der Klosterladen mit selbst hergestellten Produkten wie Vollkornbrot oder Bienenhonig. Und nicht zu vergessen die Klostergaststätte, deren deftiger Erbseneintopf ein Geheimtipp unter Eifelwanderern ist.
Fisch und Eier nur sonntags und an Hochfesten
Trotz ihres kargen Lebens erreichen die meisten Mönche ein gesegnetes Alter. Viel Obst und Gemüse aus der eigenen Gärtnerei stehen auf dem Speiseplan, dazu klares Eifelwasser, Tee und gelegentlich ein Bier. Nur sonntags und an Hochfesten gibt es eine Fisch- oder Eierspeise, Fleisch hingegen nie - außer, wenn verordnet, für Kranke. Eine der vielen Legenden, die sich um den strengsten aller Männerorden ranken, ist aber, dass Trappisten zu Lebzeiten in ihrem eigenen Sarg schlafen. Verstorbene Mönche werden gar nicht im Sarg bestattet, sondern nur in ihrem grobleinenen Ordensgewand, der weißen "Kukulle", gehüllt.
Mariawald ist seit über 500 Jahren ein Ort des Gebets. Mehrfach war die Abtei durch Kriegswirren zerstört und nur noch in Ruinen vorhanden - zuletzt im Zweiten Weltkrieg. Aber immer wieder lebte dort das monastische Leben auf. Und darauf hofft auch Dom Josef. Er vertraut darauf, dass in einer materialistisch orientierten Welt die Rückkehr zum strengen Gründungsgeist zu neuer Blüte führt.