Das Deutsche Pilgerzentrum in Rom ist umgezogen

Unweit der Engelsbrücke

Die Karten für die Generalaudienz für die ganze Reisegruppe - kein Problem, die gibt es hier: Das Deutsche Pilgerzentrum hat immer offene Ohren für alle Reisenden, die nach Rom kommen und zu "ihrem" Papst wollen. Jetzt hat die zentrale Anlaufstelle eine neue Adresse.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

"Die Karten für die Generalaudienz?" - "Aus Dachau kommen wir, Trachtenverein, 38 müssten es sein." - "Sie haben uns sofort gefunden?" - "Ja, kein Problem, von ihrem Umzug habe ich schon in Deutschland erfahren." Eine typische Szene, die sich so oder ähnlich in den vergangenen Wochen unzählige Male am neuen Sitz des Deutschen Pilgerzentrums in Rom abgespielt hat.

Seit Ende Juni befindet sich die zentrale Anlaufstelle für Romreisende aus dem Heimatland des Papstes nicht mehr an der Via della Conciliazione, sondern am gegenüberliegenden Tiberufer unweit der Engelsbrücke. Am kommenden Mittwoch wird der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, die Räume offiziell eröffnen. Die deutschen Bistümer sind Träger der Einrichtung, die es in dieser Form nur für deutschsprachige Pilger gibt.

Veränderte Atmosphäre
Wer die alten Räume noch kennt, spürt sofort, dass sich mit der Lage auch die Atmosphäre verändert hat: An die Stelle der dunklen, nahezu fensterlosen Säle ist ein lichtdurchflutetes, freundliches Ambiente getreten. Die Fassade zum Bürgersteig hin ist bis zum Boden verglast; die Wände leuchten in einem warmen Gelb. "Die Pilger sollen sich eingeladen fühlen", erläutert Don Antonio Tedesco, der langjährige Leiter und Gründer des Pilgerzentrums.

Romreisende erhalten nun in der Via del Banco di S. Spirito 56, in unmittelbarer Nachbarschaft zahlreicher Pizzerien, Bars und einer Kirche, die Einlasskarten für die wöchentliche Generalaudienz. Insgesamt sind es meist weit mehr als tausend Anfragen. Doch auch wem mittwochs morgens noch spontan einfällt, dass er den Papst gern aus der Nähe sehen würde, geht nicht leer aus. Don Antonio hat stets ein paar der kostenlosen Karten in Reserve.

Früher, in den alten Räumen, mussten die Besucher zwar nur noch ein paar Schritte zum Petersplatz gehen. Dennoch gefällt Don Antonio die neue Adresse entschieden besser. Er spricht von einer "strategischen Lage". Und der süditalienische Geistliche meint nicht nur den breiten Touristenstrom, der sich täglich von der gegenüberliegenden Engelsburg über den Tiber ins historische Zentrum der Stadt ergießt. Der "Berufspilger", wie er sich selbst nennt, hat auch die Historie im Sinn: Die neue Adresse befinde sich schließlich direkt am alten Pilgerweg durch die ewige Stadt, erläutert er. Luther, Goethe und andere prominente deutsche Romreisende seien hier schon vorbeigekommen.

Zurück zum ursprünglichen Sinn des Pilgerns
Zudem freut sich Don Antonio darüber, dass das Pilgern in seinem ursprünglichen Sinn mit dem neuen Domizil wieder zu seinem Recht komme. "Früher sind die Touristen einfach mit dem Bus direkt zum Petersplatz gefahren und haben dort die Karten abgeholt, ohne viel von der Umgebung mitzubekommen", sagt der Kirchenmann. Nun könne man sich vom Pilgerzentrum aus über die "schönste Brücke der Welt" vorbei an den Statuen von Petrus und Paulus zu Fuß zum Petersdom aufmachen.

Die Einrichtung ist jedoch nicht nur für die Ausgabe der Einlasskarten zuständig. Schließlich, und darauf legt Don Antonio großen Wert, handele es sich nicht um ein Pilgerbüro, sondern um ein Pilgerzentrum. Nicht die Bürokratie, sondern die Gastfreundschaft stehe im Mittelpunkt. So organisieren der süditalienische Geistliche und sein halbes Dutzend Mitarbeiter komplette Programme für Besuchergruppen, Don Antonio feiert mit Pilgern Gottesdienste, kümmert sich um Anfragen von Chören, die wegen der hervorragenden Akustik im Pantheon singen wollen, und betreut zudem noch die Theologiestudenten, die ihr Freisemester in Rom verbringen.

Besonders am Herzen liegen dem Leiter des Pilgerzentrums Menschen mit Behinderung. Diesen Gruppen besorgt er für die Generalaudienz stets Plätze in den vorderen Reihen. "Schlechte Karten" haben hingegen Anfragen wie jene aus Hamburg, die das deutsche Pilgerzentrum im vergangenen Jahr erreichte: "Wir wollen die besten Plätze für die Show mit dem Papst, Geld spielt keine Rolle." So etwas kommt nicht gut an bei Don Antonio, dem es ganz unabhängig von der Lage seines Dienstsitzes vor allem um eines geht: "Entscheidend für eine Pilgerfahrt sind nicht Orte, sondern Gesichter."