Turkson wird neuer Sozialminister des Heiligen Stuhls

Das neue Gesicht Afrikas am Vatikan

Ausgerechnet zur Afrika-Synode schien die Kirche des Schwarzen Kontinents im Vatikan unterrepräsentiert. Seit einem Jahr stand kein Afrikaner mehr an der Spitze einer Kurienbehörde. Mit Robert Sarah aus Guinea gab es lediglich einen "Zweiten Mann" in der Missionskongregation. Seit dem Wochenende jedoch stellt Afrika wieder einen Vatikan-Minister: Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (61) aus Ghana wird neuer Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden (Justitia et Pax).

Autor/in:
Johannes Schidelko
Appiah Turkson: Neuer Präsident von Justitia et Pax (KNA)
Appiah Turkson: Neuer Präsident von Justitia et Pax / ( KNA )

Nach den großen Kurienkardinälen Bernardin Gantin (1922-2008) und Francis Arinze (77), der letzten Dezember die Leitung der Liturgiekongregation abgab, ist Turkson das neue und markante Gesicht Afrikas am Vatikan. Die Entscheidung, ihn zum neuen Sozialminister zu machen, überraschte nicht. Immer wieder wurde der Erzbischof von Cape Coast in den vergangenen Monaten als Nachfolger des italienischen Spitzendiplomaten Kardinal Renato Raffaele Martino genannt - spätestens seit der Papst ihm vor einem Jahr das wichtige Amt des Generalrelators (Berichterstatters) der Afrika-Synode anvertraute.

Bereits bei seiner Erhebung zum Kardinal 2003 war Turkson in der Reihe der 30 neuen Purpurträger aufgefallen. Er war ein Überraschungskandidat, sein Name stand zuvor nicht auf den Listen der Vatikanisten - vermutlich, weil er kein Hauptstadtbistum leitete. Aber gerade deshalb richtete sich eine besondere Aufmerksamkeit auf den polyglotten Kirchenmann, der außer seiner Stammessprache Fante auch Englisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Hebräisch und Deutsch beherrscht. Schon damals sah man den Mann aus der ghanaischen Provinz zu höheren Aufgaben berufen - eine Spekulation, die jetzt neue Nahrung erhalten dürfte.

Wie viele Bischöfe Afrikas hat auch Turskon eine römische Vergangenheit. Sein Theologiestudium absolvierte er teilweise in Rom, promovierte dort in Bibelwissenschaften. Anschließend lehrte er Theologie in seiner Heimat Ghana und am Regionalseminar in Abidjan an der Elfenbeinküste. Mit 44 Jahren wurde er Bischof, zwischen 1997 und 2005 leitete er die Bischofskonferenz seines Landes.

Schon als junger Bischof nahm Turkson 1994 an der ersten Afrika-Synode teil - ohne besonders reden von sich zu machen. Aber schon im gleichen Jahr war er erneut als Synodaler in Rom; beim Weltbischofstreffen für Ordensleute. Zudem gehörte er 2005 zur Synode über die Eucharistie. Als Kardinal, wozu er 2003 erhoben wurde, war er Mitglied verschiedener vatikanischer Behörden; der Gottesdienstkongregation, des Ökumenerats und eben des Rats Justitia et Pax.

Als vatikanischer Sozialminister ist Turkson künftig für die großen Menschenrechtsfragen, für die Probleme um Gerechtigkeit und Frieden zuständig. Er erforscht, vertieft und propagiert die katholische Soziallehre. Zudem pflegt er die Kontakte zu internationalen Organisationen - im kirchlichen wie im säkularen Bereich. Damit wird seine Behörde auch zur Anlaufstelle für Personen und Institutionen, die der Vatikan (noch) nicht über seine offizielle Diplomatie erfasst.

Mit der Ernennung Turksons zeigte der Vatikan einmal mehr Gespür für Symbolik. Die Beförderung des Afrikaners zum Kurienminister erfolgte zum Abschluss der Afrika-Synode - und der mit der Ernennung verbundene Rücktritt von Vorgänger Martino fand genau einen Tag nach dessen 77. Geburtstag statt.