Vatikan-Tagung beschäftigt sich mit Flüchtlings- und Einwanderungspolitik

In Liebe Christi zu den Migranten

Zur Eröffnung der Konferenz über Migration und Globalisierung im Vatikan hat Papst Benedikt XVI. die weltweite Migration eine "günstige Voraussetzung für die Völkerverständigung" bezeichnet. Gleichzeitig beklagte er eine wachsende Kluft zwischen armen und reichen Ländern.

 (DR)

Zuwanderer müssten zuerst als Ressource und nicht als Problem der Gesellschaft wahrgenommen werden, betonte das Kirchenoberhaupt am Montag zur Eröffnung einer Konferenz über Migration und Globalisierung. Deshalb rufe auch die Kirche ihre Gläubigen zur Offenheit gegenüber Migranten und ihren Familien auf.

Benedikt XVI. beklagte eine wachsende Kluft zwischen armen und reichen Ländern. Die Weltwirtschaftskrise trage durch einen enormen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu einer Zunahme der Arbeitsmigration bei. Unzählige würden dabei zur Annahme von Tätigkeiten genötigt, die in keiner Weise mit der Menschenwürde vereinbar seien, so das Oberhaupt.

Der Papst kritisierte eine rein an materiellen Aspekten ausgerichtete Entwicklungspolitik und verlangte eine solidarische Entwicklung. Als Folge der gegenwärtigen Situation flöhen Unzählige vor "menschlich unannehmbaren Lebensbedingungen, ohne jedoch anderswo die erhoffte Aufnahme zu finden", sagte Benedikt XVI.

Vatikan: Weltweit 950 Millionen
Weltweit 950 Millionen Menschen haben nach Angaben des Päpstlichen Migrantenrats freiwillig oder unfreiwillig ihre Heimat verlassen, um anderswo zu arbeiten und zu leben. Dabei seien 214 Millionen außer Landes gegangen; 740 Millionen Menschen lebten als Binnenflüchtlinge oder Migranten im eigenen Staat. 37 Prozent der Wanderungsbewegungen verliefen von Entwicklungsländern in Industriestaaten. Mehr als 40 Millionen Menschen seien durch Konflikte, Hunger, Katastrophen oder autoritäre Regime zur Flucht gezwungen worden.

Diese Zahlen stellte der Präsident des Migrantenrats, Erzbischof Antonio Maria Veglio, am Montag bei der Eröffnung einer viertägigen Fachkonferenz über Migration und Globalisierung im Vatikan vor. Der Sekretär des Rats, Erzbischof Agostino Marchetto, betonte laut dem italienischen bischöflichen Pressedienst SIR, Integration dürfe keine "Einbahnstraße" sein, die nur von den Zuwanderern Leistungen abverlange. Auch die Gesellschaft des Ziellandes profitiere von den kulturellen Werten der Neuankömmlinge.

"Der Motor der Integration ist der Dialog, und das setzt eine gegenseitige Beziehung voraus", sagte Marchetto. Lediglich eine Assimilierung zu verlangen, bedeute eine Verarmung der aufnehmenden Gesellschaft. "Selbstverständlich müssen Migranten die nötigen Schritte tun, um an ihrem Zielort sozial integriert zu werden", so der Erzbischof. "Aber ein solcher Prozess muss auch das kulturelle Erbe achten, das jeder mitbringt", betonte Marchetto laut dem Pressedienst.

An der von Montag bis Donnerstag dauernden Tagung über "Pastorale Antworten auf das Migrationsphänomen im Zeitalter der Globalisierung" nehmen auf Einladung des Päpstlichen Migrantenrats rund 280 Fachleute sowie Vertreter von Bischofskonferenzen, Orden und Hilfswerken teil.