Bischöfe zum Advent: Bischof Gerhard Ludwig Müller, Bistum Regensburg

"Hoffen auf seine Ankunft"

Jeden Tag im Advent ein Bischofswort. Heute von Bischof Gerhard Ludwig Müller, Bistum Regensburg: "Wir bewegen uns in der Zeit des Advents, wir hoffen auf die Ankunft des Herren in einem geistlichen, tiefen Sinn."

 (DR)

Die Menschen wollen ruhig werden, viele suchen auch eine gute Stimmung, eine gute Einstellung auf dieses so wesentliche Ereignis für jeden einzelnen Menschen, wie auch für die ganze Menschheit. Aber es geht für uns Christen nicht nur um Stimmungen, um ein augenblickliches Ruhigwerden. Es geht auch um wesentliche Lebensentscheidungen. Wie verhalten wir uns angesichts dieses göttlichen Kindes, das in der Krippe liegt? Wie soll daraufhin unser Leben geprägt und gestaltet sein?

In diesem Jahr haben wir im Bistum Regensburg eine großartige Feier erleben können, nämlich der selige Eustachius Kugler ist in einer ganz großen Feier im Auftrag des Heiligen Vaters zu einem Seligen der Katholischen Kirche erklärt worden. Er lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist 1946 gestorben. Als Jugendlicher, als er eine Lehrstelle angenommen hatte, hat er einmal ein ganz schlimmes Erlebnis gehabt. Er wurde vom Gerüst gestoßen und war zeitlebens schwer behindert, hatte eine Beinverletzung. In seiner Not hat er gefragt: Was kann ich werden? Hier hat er erlebt, wie die Barmherzigen Brüder, ein Orden, der sich der Krankenpflege widmet, wie sie sich ganz besonders der behinderten, der kranken Menschen, auch der geistig Behinderten, annehmen. Und er hat nun beschlossen, hier diesem Orden, der Gemeinschaft beizutreten und ist ganz groß geworden in der Krankenpflege, ja bis zum Provinzial in Bayern hat er es gebracht.

Ich glaube, eine ganz wichtige Episode in seinem Leben ist die, als einmal Hitler am Krankenhaus in Regenburg vorbei gefahren ist, es sind viele an das Fenster gestürzt und wollten den „Führer" sehen, haben sich blenden lassen von einer solchen Gestalt. Er hat gesagt: „Nein, unser Führer, der auf den wir uns beziehen, auf den wir uns verlassen, er ist dort im Tabernakel, nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er ist das Kind, das in Bethlehem geboren worden ist, das als Jesus der Christus gegenwärtig ist, im Sakrament der Eucharistie bis zum heutigen Tag."

Und so wollen wir uns an ihm orientieren, an seiner Lebensentscheidung, nicht an einer bloßen Stimmung, die über den Augenblick etwas hinweghilft, sondern wir wollen uns an solchen Gestalten orientieren, die für ihr ganzes Leben Christus in den Mittelpunkt gestellt haben, der für sie prägend geworden ist, so dass wir den wahren Hirten, den wahren Führer finden, der uns geleitet durch unser Leben, der unser bester Freund ist. Nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er ist in unsere Welt gekommen, und er begleitet uns. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Feier des Advents und des Weihnachtsfestes.