CSU-Justizministerin verteidigt Augsburger Bischof

Bayrischer Schulterschluss

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) hat den Augsburger Bischof Walter Mixa nach dessen umstrittener Aussage zum sexuellen Missbrauch von Kindern in Schutz genommen. Sie stützt damit dessen These, dass die Missbrauchsfälle in katholischen Schulen in den 60er und 70er Jahren in Zusammenhang stehen mit der "sexuellen Revolution" der 68er Generation.

 (DR)

«Selbstverständlich hat die Freizügigkeit dazu beigetragen, die Hemmschwelle zu senken», sagte die CSU-Vizechefin der «Süddeutschen Zeitung» (Freitag). Mixa hatte mit der These für Aufregung gesorgt, wonach eine zunehmende Sexualisierung der Öffentlichkeit in den vergangenen Jahrzehnten mit Schuld trage an den Missbrauchsfällen. Dieser Trend habe auch abnorme sexuelle Neigungen eher gefördert als begrenzt, so der Bischof.

Merk sagte, der Kindesmissbrauch durch Geistliche habe «natürlich auch noch andere Gründe» als die sexuelle Revolution - «aber das war ja nicht die Frage». Sie sehe in Mixas Worten «keine unglückliche Formulierung, sondern den Versuch einer Erklärung». Die Justizministerin wörtlich: «Ich bin dem Bischof sehr dankbar für diese klare Stellungnahme, weil es nach wie vor Tabu ist, über sexuellen Missbrauch zu sprechen und weil uns jede öffentliche Diskussion weiterbringt und den Opfern hilft.»

Krankhafte "Übersexualisierung"?
Zuvor hatte auch der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, die Frage aufgeworfen, «inwieweit die Übersexualisierung unserer Gesellschaft mitverantwortlich ist, krankhafte Auswüchse zu fördern». Skeptisch äußerte sich dagegen der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Es sei zwar richtig, dass die Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten in dieser Hinsicht einem starken Wandel unterworfen gewesen sei. Allerdings habe auch die Kirche mit ihrer Sexualmoral nicht immer differenziert genug reagiert.

Mixa selbst wies am Donnerstag Kritik an seinen Aussagen zurück. Er habe das entsetzliche Phänomen des Kindesmissbrauchs in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt, ohne auch nur im Geringsten zu behaupten, «dass darin die alleinige und vorrangige Ursache für solche Verbrechen zu suchen ist», erklärte er in Augsburg.