Chancen nach dem verheerenden Erdbeben

Millionen für Haiti

Die katholischen Bischöfe haben ihre Beratungen fortgesetzt. Kirchenvertreter aus dem chronisch verarmten Haiti berichteten über die Lage. Sechs Wochen nach dem Erdbeben gibt es Chancen für einen Wiederaufbau - auch durch die Kollekte der deutschen Katholiken, sagte Erzbischof Ludwig Schick gegenüber domradio.de.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Nach Ansicht des Erzbischofs, der in der Vergangenheit zahlreiche Hilfsprojekte im Land begleitete, kann der Neuanfang aber nur dann gelingen, wenn ihn die Haitianer selbst in die Hand nehmen.

Die von der katholischen Kirche organisierte Hilfe habe den Vorteil, dass sie auf bestehende Einrichtungen der Pfarreien und der Caritas in allen Landesteilen zurückgreifen könne, sagte der Erzbischof. Für einen nachhaltigen Wiederaufbau müssten vor allem die dezentralen Strukturen außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince gestärkt werden.

UN-Hilfe konzentriert sich auf Port-au-Prince
Schick äußerte sich am Dienstag am Rande der Frühjahrsvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe in Freiburg. Der frühere haitianische Caritas-Direktor Wilnes Tilus kritisierte, dass die Hilfe der UN sich vor allem auf die Hauptstadt konzentriere. Hunderttausende, die aus der Stadt aufs Land geflüchtet seien, brauchten jetzt dort Unterstützung.

Die von Hilfswerken wie Misereor über viele Jahre geleistete Aufbauarbeit auf dem Lande zahle sich in dieser Situation aus, fügte Tilus hinzu. Manche Familien in den Kleinstädten und Dörfern müssten nun die dreifache Anzahl an Menschen ernähren wie vor dem Beben. Der Caritas-Experte gab am Rande des Bischofstreffens neue Opferzahlen aus dem Karibikstaat bekannt.

300.000 Tote
Demnach ist laut Staatspräsident Rene Preval jetzt mit 300.000 Toten und einer halben Million Obdachlosen zu rechnen. Rund eine halbe Million Menschen wird in Notunterkünften versorgt, doch es fehlen weiterhin Zelte, Medikamente und Nahrungsmittel.

Auch die Kirche beklage zahlreiche Tote aus ihren Reihen. So wurde der Erzbischof von Port-au-Prince, Serge Miot, getötet, ebenso wie 40 Priester und Ordensleute sowie 30 Seminaristen. Viele katholische Einrichtungen wie die Universität, Schulen, Gesundheits- und Sozialstationen wurden zerstört.

In Port-au-Prince wurden außer der Kathedrale und dem Bischofshaus auch das Priesterseminar, die katholische Universität und der kirchliche Sender "Radio Soleil" zerstört. Auf dem Lande und in den meisten Provinzstädten blieben viele kirchliche Strukturen jedoch intakt.