Jugendbischof Bode über Wechsel in die Pastoralkommission

"Jugend ist Seismograph der Gesellschaft"

18 Jahre lang war Bischof Franz-Josef Bode Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz, 14 Jahre leitete er das Gremium. Jetzt wechselt Bode an die Spitze der Pastoralkommission. Ein Blick zurück und nach vorn.

Bischof Franz-Josef Bode / © Maximilian von Lachner (SW)
Bischof Franz-Josef Bode / © Maximilian von Lachner ( SW )

KNA: Herr Bischof Bode, Ihre Zeit als Jugendbischof "BiBo" ist vorbei, künftig leiten Sie die Pastoralkommission. Wie sehen Sie diesen Wechsel persönlich?

Bode: Persönlich bedauere ich den Wechsel natürlich ein wenig, weil ich mich sehr gern für die Jugend eingesetzt habe. Die neue Aufgabe sehe ich als eine gute Fortsetzung, denn für Vieles, was in der Gesellschaft und in der Pastoral insgesamt erforderlich ist, ist die Jugend wie ein Seismograph. So verabschiede ich mich mit einem weinenden Auge und gehe mit einem lachenden Auge auf die neue Aufgabe zu.

KNA: Was bedeutet überhaupt "Pastoral"?

Bode: Übersetzt heißt es "Hirtendienst". Ein sehr schönes Wort, denn es bedeutet, für die Menschen da zu sein, ihnen Orientierung zu geben und sein Leben dafür einzusetzen. Pastoral heißt für mich auch Glaubenskommunikation. Hier kann die Kirche zeigen, dass das Evangelium nicht zuerst aus dogmatischen Sätzen besteht, sondern auf menschliche Weise daherkommt. In Kurzform ausgedrückt: Wir wollen und können den Menschen helfen und für sie da sein - im Leben und auch im Sterben.

KNA: Welche Bilanz ziehen Sie für Ihre Zeit als Jugendbischof?

Bode: Es war mir wichtig, die verschiedenen Formen der Jugendarbeit wie Verbandsarbeit, geistliche Gemeinschaften, Jugendsozialarbeit, Gruppen und Institutionen zu vernetzen, die Arbeit inhaltlich zu vertiefen und nach außen zu bringen. Die Weltjugendtage waren dabei Meilensteine mit dem Höhepunkt 2005 in Köln. Und nicht zu vergessen der deutlich jugendorientierte Osnabrücker Katholikentag 2008. Ich denke, wir konnten bei allen Schwierigkeiten, die es heute auch durch die Vielfalt an Angeboten bei der Weitergabe des Glaubens an Jugendliche gibt, wichtige Themen ansprechen und ausgestalten.

KNA: Angesichts der Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen, die die Kirche in den letzten Wochen beschäftigen, stellt sich die Frage: Hätte der Jugendbischof bei diesem Thema mehr tun können und müssen?

Bode: Ich habe an den Leitlinien der Bischofskonferenz zu diesem Thema entschieden mitgewirkt und sie im Bistum Osnabrück umgesetzt. In der Jugendkommission haben wir uns intensiv mit Jugendschutz befasst. Ich habe immer wieder betont, dass wir sehr viel Präventivarbeit leisten müssen - auch in der Schulung der Jugendleiter und -leiterinnen -, etwa wenn es um Distanz und Nähe zu Kindern und Jugendlichen geht. Und dass wir Menschen wahrnehmen müssen, die in dieser Hinsicht gefährdet sind. Ich denke, das ist in dem Maße geschehen, wie es möglich war.

KNA: Wie ist zu erklären, dass diese Missbrauchsfälle passieren konnten und oft vertuscht wurden?

Bode: Das sind jeweils so differenzierte Situationen, dass man das nicht an einer einzigen Ursache festmachen kann. Wir sind früher anders damit umgegangen, weil man glaubte, dass sich Menschen durch therapeutische und spirituelle Maßnahmen von Grund auf ändern können. Seitdem wir uns 2002 mit den Leitlinien auseinandergesetzt haben, wird in den Bistümern sehr ehrlich mit dem Thema umgegangen. Jedenfalls kann ich das für die Jugendkommission und mein Bistum mit Sicherheit sagen.

KNA: Was haben Sie sich für Ihre künftige Kommission vorgenommen?

Bode: In der Gesellschaft beobachten wir eine allgemeine Religiosität, einen populistisch daherkommenden Atheismus und auch große Gleichgültigkeit. In dieser Gemengelage braucht es eine klare Aussage, was der Glaube an einen personalen, dreifaltigen Gott bedeutet. Gott öffentlich zu machen, ist eine Herausforderung, die heute mehr denn je wichtig ist.

KNA: Praktisch jedes Bistum kämpft heute mit Strukturreformen. Wie wollen Sie das unter einen Hut bringen?

Bode: Ob ich es Gemeindefusionen, pastorale Räume oder Pfarreiengemeinschaften nenne: Letztlich geht es in jedem Bistum durch die geringer werdende Zahl an Priestern und Gemeindemitgliedern um die Bildung größerer Seelsorgeeinheiten. Hier muss die Nähe vor Ort gewahrt bleiben und zugleich die Kirche ihr Gesicht zeigen. Das wird nicht mehr nur durch Hauptamtliche, sondern verstärkt durch viele Ehrenamtliche geschehen. Da kann die Pastoralkommission in Zusammenarbeit mit den Seelsorgeämtern der Diözesen in der heutigen Vielgestaltigkeit der Pastoral Hilfestellung geben.

KNA: Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?

Bode: Ich war sechs Jahre Pfarrer und habe die gewonnenen Erfahrungen gerne in meinen Bischofsdienst eingebracht. Es hat mich immer am meisten interessiert, wie Menschen heute glauben und gemeinsam Kirche bilden können. Deshalb freue ich mich auf diese Aufgabe.

Das Gespräch führte Sabine Kleyboldt.

Quelle:
KNA