Vierzehnheiligen, 18. März 2010
1. Mit tiefer Betroffenheit und Scham haben sich die bayerischen Bischöfe gegenseitig über die Missbrauchsfälle in ihren Diözesen informiert und ausgetauscht. Oberste Priorität haben die Suche nach der Wahrheit und die Schaffung einer offenen Atmosphäre, die die Opfer ermutigt, das auszusprechen, was ihnen angetan wurde. Den Opfern soll Gerechtigkeit widerfahren. Das setzt voraus, dass ihnen Gehör geschenkt wird, und dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden. In jeder bayerischen Diözese gibt es bereits Ansprechpartner für Opfer sexuellen Missbrauchs. Die Opfer benötigen Hilfe zur Heilung der seelischen Wunden. Die Bischöfe wollen den einzelnen Opfern dabei über die gesetzliche Pflicht der Täter hinaus Hilfe gewähren.
Die Freisinger Bischofskonferenz weiß darum, dass es in dieser Welt immer Versagen und Schuld des Einzelnen geben wird. Die Bischöfe wollen jedem Verdacht nachgehen und jede Verfehlung aufklären.
Deshalb empfehlen die bayerischen Bischöfe einstimmig, bei der Überarbeitung der Leitlinien die Meldepflicht bei Verdacht von sexuellem Missbrauch und körperlichen Misshandlungen an die Staatsanwaltschaft festzuschreiben und sie unabhängig davon sofort zu praktizieren. Vordringlich ist es für die Bischöfe, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Missbrauch und Gewalt möglichst zu verhindern.
Für eine wirksame Prävention ist bei allen relevanten Gruppen
anzusetzen: Die bayerischen Bischöfe werden weiterhin bei der Auswahl und Schulung ihrer Mitarbeiter große Sorgfalt und Umsicht walten lassen. Eine wirksame Prävention muss Kinder und Jugendliche stärken sowie Erzieher, Lehrer und Verantwortliche sensibilisieren.
Eine wichtige Orientierung bietet zum Beispiel das Präventionsprogramm des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in Bayern. Seit Jahren schult der BDKJ seine haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in vorbildlicher Weise im Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Die vorhandenen Initiativen müssen in allen Bereichen der Gesellschaft intensiviert werden. Die Bischöfe sind bereit, ihren Beitrag zu leisten und die Anstrengungen zu verstärken.
In all ihren Bestrebungen im Kampf gegen Missbrauch wissen sich die bayerischen Bischöfe durch den Heiligen Vater bestärkt und danken ihm dafür. Benedikt XVI. weist seit Jahren unermüdlich darauf hin, dass es gegenüber dem sexuellen Missbrauch keine Toleranz geben darf. Die Freisinger Bischofskonferenz weiß, dass die Situation ein geistlicher Anruf ist im Sinne der «Reinigung des Gedächtnisses», wie Johannes Paul II. in seinem Schuldbekenntnis formulierte und gestern und heute in der Heiligen Messe in der Basilika von Vierzehnheiligen zum Ausdruck gebracht wurde. Die Bischöfe danken ihren Priestern, Ordensleuten und Mitarbeitern, die ein Zeugnis der Treue und Hingabe durch ihren Dienst geben.
Im Wortlaut: Die bayerischen Bischöfe zum Missbrauchsproblem der Kirche
"Den Opfern soll Gerechtigkeit widerfahren"
Die Freisinger Bischofskonferenz hat am Donnerstag bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im fränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen eine Erklärung zum Umgang der Kirche mit Missbrauchsvorwürfen verabschiedet. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Beschlusstext der bayerischen Bischöfe in ungekürzter Fassung:
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