Zur Fußball-WM gibt es Südafrikas "Kirche am Ball" online

Kicken, jubeln, glauben

Fußball und Glaube passen gut zusammen. So sieht es jedenfalls ein neues Internetangebot der katholischen Bischofskonferenz in Südafrika. "Church on the Ball" heißt die Seite - ansprechen will sie Fußballfans und Gläubige gleichermaßen mit Informationen rund um die Fußballweltmeisterschaft.

Autor/in:
Katrin Gänsler
 (DR)

Verantwortlich dafür sind zwei Patres: Chris Townsend und Antonie Soubrier. Das Fußballfieber hat sie schon lange gepackt. Bestes Beispiel dafür ist ihr Büro im Khanya House in Südafrikas Hauptstadt Pretoria, wo auch die Bischofskonferenz ihren Sitz hat. Auf den Schreibtischen liegen Fußbälle, Fanmützen und lange, schmale «Vuvuzelas», jene Blasinstrumente, die den Gegnern der Südafrikaner ordentlich Respekt einflößen sollen: Sie machen einen fürchterlichen Krach von bis zu 120 Dezibel und sind damit lauter als so mancher Presslufthammer.

Deutsche Kirche als Vorbild
«Immer mehr Menschen freuen sich auf die WM», sagt Pater Chris.
Grund genug für die Bischofskonferenz, den Fußballfans etwas mehr zu bieten als nur allgemeine Informationen zu Land und Leuten. Die ersten Überlegungen starteten bereits vor 15 Monaten. Zum Vorbild nahmen sich die Südafrikaner die Aktionen der katholischen Kirche in Deutschland, das bei der letzten Fußballweltmeisterschaft Gastgeber war. Entstanden ist die Internetseite «Church on the Ball», die seit neuestem online ist. Das Ziel ist klar formuliert: «Hier passieren auch abseits des Fußballtrubels viele gute Sachen, an denen die Kirche beteiligt ist.»

Genau diese «guten Sachen», so ist der Plan, können WM-Touristen auch selbst erleben. Schließlich werden sie nicht rund um die Uhr in Stadien sitzen und auf das nächste Tor warten. Deshalb will die katholische Kirche Angebote machen, die es den Gästen aus dem Ausland ermöglichen, ein Gespür für Südafrika und seine Menschen zu bekommen. Voraussetzung ist, dass die Gäste ihre Zeit mit anderen teilen. Dann können sie beispielsweise einen Nachmittag in einem Selbstversorgergarten mithelfen oder ein Aidshospiz besuchen.


Informationen zu den Gemeinden
Darüber hinaus gibt die neue Homepage auch den einzelnen katholischen Gemeinden eine Chance zur Präsentation. Dem Anlass entsprechend sind sie nach den jeweiligen Spielstätten aufgelistet. Wer etwa das Green Point Stadium anklickt, das in Kapstadt am Fuße des Tafelbergs liegt, erhält einen Überblick über die Spiele vor Ort, aber auch über die beiden katholischen Gemeinden Saint Margaret Cathedral und Mary's Catholic Church. Und genau dort kommen Kirche und Fußball wieder zusammen: Die Gemeinden informieren auch darüber, wie weit es von der Kirche zum Stadion und zu den Fanmeilen ist.

Eine andere Rubrik bietet «virtuelle Fanartikel» an. Eigene Schals der Nationalmannschaften, Vuvuzelas und Mützen können Fußball-Enthusiasten allerdings nicht bestellen. Stattdessen präsentiert die Seite verschiedene Videos sowie eine Fotomontage der französischen Nationalmannschaft. «Jetzt ist es offiziell: Die südafrikanischen Bischöfe spielen für Frankreich», steht daneben und zeigt - als kleine humoristische Einlage - die südafrikanischen Bischöfe in den Trikots der Equipe Tricolore.
Gebetbuch für die Fans
Allerdings soll es bis zum Anpfiff am 11. Juni nicht nur bei der reinen Internetpräsentation bleiben. Derzeit wird ein neues Gebetbuch gedruckt. Auf der Internetseite gibt es das Buch schon als Download. Und auch ein eigenes WM-Gebet hat die Bischofskonferenz verfasst.

All das passt zu dem, was Pater Chris immer wieder im Alltag erlebt: Südafrika sei eine Fußball-Nation, sagt er, wobei die Begeisterung für das runde Leder fast schon religiöse Züge habe. Im Grunde genommen sei dagegen nichts einzuwenden. Trotzdem gebe es tiefere Werte als die bloße Balljagd. Zu finden seien sie in der Kirche und in ihrer Arbeit: «Und das möchten wir während der Weltmeisterschaft vermitteln.»