Vatikan kündigt Neuordnung der "Legionäre Christi" an

"Objektiv unmoralisch"

Der Vatikan hat eine umfassende Neuordnung der "Legionäre Christi" als Konsequenz aus dem Skandal um ihren Gründer Marcial Maciel Degollado angekündigt. Die Ausrichtung der Kongregation und ihre internen Machtstrukturen müssten grundlegend revidiert werden, heißt es in einem Kommunique des vatikanischen Presseamtes.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. werde einen Beauftragten für die Gemeinschaft ernennen und eine Studienkommission einrichten, erklärte der Heilige Stuhl. Zugleich hob er hervor, die Mehrheit der Ordensmitglieder habe nichts von den Vorgängen um Maciel gewusst und leiste vorbildliche Arbeit.

Zuvor hatte sich Papst Benedikt XVI. am Freitag von den fünf Apostolischen Visitatoren über den Stand der Untersuchungen in den Niederlassungen der Legionäre Christi unterrichten lassen. Nach Vorwürfen gegen Maciel wegen sexuellen Missbrauchs von Seminaristen und Missständen in den Niederlassungen der Gemeinschaft hatte der Vatikan im März 2009 eine Untersuchung angeordnet.

Das «objektiv unmoralische» Verhalten des Ordensgründers sei durch unumstößliche Zeugenaussagen bestätigt, heißt es in dem vatikanischen Kommunique. Maciels Taten seien Ausdruck eines skrupellosen Lebens ohne wahrhafte religiöse Empfindung. Einem großen Teil der Ordensmitglieder seien diese Umstände jedoch nicht bekannt gewesen. Durch das Vertrauen und Schweigen seines Umfeldes sei es dem mexikanischen Priester gelungen, seine Verfehlungen zu verheimlichen und die eigene Rolle als charismatische Gründungsgestalt herauszustellen.

Ende März hatten sich die Legionäre Christi offiziell von ihrem Gründer distanziert. Sie bestätigten zudem, dass er Vater dreier Kinder war. Der Generalobere der «Legionäre», Alvaro Corcuera, hatte die Missbrauchsopfer Maciels bereits im November 2009 um Entschuldigung gebeten.

Eine «Reinigung» des Ordens erfordere auch eine aufrichtige Gegenüberstellung mit den Opfern sexuellen Missbrauchs innerhalb und außerhalb der Kongregation, führt das Kommunique aus. Zudem sei eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit Maciels System der Machtausübung erforderlich. Zugleich betonte der Vatikan, der Papst lasse die Ordensmitglieder in ihrer schwierigen Situation nicht im Stich.

Die Legionäre Christi sind eine weltweit tätige Gemeinschaft päpstlichen Rechts. Der 1941 von Marcial Maciel Degollado in Mexiko gegründeten Kongregation gehören gegenwärtig mehr als 800 Priester und 2.500 Seminaristen in 22 Ländern an.

Mit der Untersuchung der Legionäre Christi beauftragt waren der spanische Bischof Ricardo Blazquez Perez (Bilbao), der US-amerikanische Erzbischof Charles Chaput (Denver), der chilenische Erzbischof Ricardo Ezzati Andrello (Concepcion), der mexikanische Bischof Ricardo Watty Urquidi (Tepic) und der italienische Bischof Giuseppe Versaldi (Alessandria). Die erste Phase des Ermittlungsverfahrens, die im vergangenen Juli begann, wurde im März abgeschlossen.