Die Vorwürfe gegen Walter Mixa erreichen eine neue Dimension

Chronologie

Mit Walter Mixa sieht sich erstmals ein deutscher Bischof einem direkten Vorwurf sexuellen Missbrauchs ausgesetzt. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat entsprechende Vorermittlungen eingeleitet. Seit Ende März gibt es Prügelvorwürfe gegen Mixa.

 (DR)

31. März 2010: Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet erstmals über Prügelvorwürfe gegen Mixa. Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen soll er in den 1970er und 1980er Jahren Heimkinder geschlagen haben.
Dabei beruft sich die SZ auf eidesstattliche Versicherungen von fünf ehemaligen Heimbewohnern. Das Bistum Augsburg weist die Anschuldigungen als "absurd" und "unwahr" zurück.
Öffentlichkeitsreferent Dirk Hermann Voß erklärt, man behalte sich rechtliche Schritte vor. Mixa habe "zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche angewendet".

1. April: Der Bischof dementiert die Vorwürfe und lädt seine Beschuldiger zum Gespräch, was diese ablehnen.

4. April: In einem Interview wehrt sich Mixa erneut: Gewalt und Priestertum seien "in unserer Kirche und mit unserem Glauben unvereinbar".

7. April: Die Waisenhausstiftung setzt einen externen Sonderermittler ein. Unterstützer Mixas formieren sich. Es gehe darum, einen "unbequemen Bischof" in Misskredit zu bringen, sagen sie.

9. April: Der Sonderermittler erklärt, nach einer ersten Durchsicht der Akten könne er "mit hoher Wahrscheinlichkeit" sagen, dass Stiftungsgeld in den 1980er und 1990er Jahren nicht satzungsgemäß verwendet worden sei. Die Verantwortlichen des Heims versichern den mutmaßlichen Misshandlungsopfern, dass sie die Vorwürfe ernst nähmen. Zugleich bedauern sie, keinen Einfluss darauf zu haben, wie der Bischof mit den Vorwürfen umgehe.

12. April: Das Bistum Augsburg legt entlastendes Material vor.
Mehrere ehemalige Heimkinder hätten ausgesagt, dass weder Mixa noch die Mallersdorfer Schwestern Gewalt ausgeübt hätten. Mixa räumt ein, an finanziellen Unregelmäßigkeiten beteiligt gewesen zu sein. Die Unklarheiten seien aber 2000 bereinigt worden. Er habe nach seiner Ernennung zum Bischof von Eichstätt einige Gegenstände privat übernommen und auch bezahlt. Deren Wert wird in der Presse auf umgerechnet mehrere zehntausend Euro beziffert.

16. April: Mixa erklärt, dass er für die Zeit als Stadtpfarrer "die eine oder andere Watsch'n nicht ausschließen kann". Dies bedauere er. Geprügelt habe er aber nicht. Sonderermittler Sebastian Knott trifft in einem ersten Zwischenbericht keine klare Aussage zur Beteiligung Mixas an körperlicher Gewalt. Nach seiner vorläufigen Einschätzung war der heutige Bischof aber an der "stiftungsfremden Verwendung" von Mitteln beteiligt. Der Rechtsanwalt präsentiert eine Liste fragwürdiger Anschaffungen, darunter überteuerte Antiquitäten, im Gesamtwert von mehr als 100.000 Euro.

17. April: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärt, dass er und der Apostolische Nuntius in Deutschland mit Mixa im Gespräch seien.

19. April: Mixa beauftragt eine Münchner Anwaltskanzlei und die Bischöfliche Finanzkammer mit der Prüfung möglicher finanzieller Unregelmäßigkeiten.

20. April: In einer Erklärung entschuldigt sich der Bischof dafür, dass "ich vielen Menschen Kummer bereitet habe". Der Augsburger Priesterrat verlangt vorerst keine personellen Konsequenzen, aber eine grundlegende Aufarbeitung.

21. April: Zollitsch und der Münchner Erzbischof Reinhard Marx legen Mixa öffentlich eine Auszeit nahe. Der Bischof reagiert zunächst nicht. Am Abend bittet er den Papst in einem Brief um Entpflichtung von seinem Amt. Mixa zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück.

22. April: Als eine seiner vorerst letzten Amtshandlungen entzieht Mixa Dirk Hermann Voß die Zuständigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit des Bistums. Der Jurist sieht sich ebenfalls öffentlicher und interner Kritik ausgesetzt.

29. April: Papst Benedikt XVI. empfängt drei deutsche Bischöfe zu einer Sonderaudienz: Zollitsch, Marx und den Augsburger Weihbischof Anton Losinger.

7. Mai: Die "Augsburger Allgemeine" berichtet über Vorermittlungen gegen Mixa wegen sexuellen Missbrauchs. Das Bistum Augsburg bestätigt, entsprechende Hinweise an die Generalstaatsanwaltschaft weitergeleitet zu haben. Dabei geht es offenbar um Mixas Zeit als Eichstätter Bischof von 1996 bis 2005. Bei dem Betroffenen soll es sich Medienberichten zufolge um einen damals minderjährigen Jungen handeln.

8. Mai: Papst Benedikt XVI. nimmt den Rücktritt Mixas an