Am Mittwoch beginnt der Ökumenische Kirchentag und soll endlich wieder positive Schlagzeilen bringen

Der Countdown läuft

Gerechte Wirtschaftsmodelle, Klimaschutz und Friedensstrategien: Mit drängenden Zukunftsfragen setzt sich der 2. Ökumenische Kirchentag ab Mittwoch in München auseinander. Fünf Tage lang wollen Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche mit den Kirchentagsbesuchern über Wege aus der Krise, über Krieg und Frieden und über das Miteinander von Kulturen, Religionen und Kirchen diskutieren.

 (DR)

Bei der Eröffnungsveranstaltung am 12. Mai werden Bundespräsident Horst Köhler, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) Grußworte sprechen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält bei der ökumenischen Großveranstaltung einen Vortrag zum Thema «Hoffnung in Zeiten der Verunsicherung - Gibt es eine Formel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?»

Auch zahlreiche Bundesminister wirken am Ökumenischen Kirchentag mit. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) diskutiert mit dem amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, über die Frage «Wieviel Kirche braucht Deutschland?» Sein Kabinettskollege, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), spricht mit dem ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber und dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx über Ethik in der Finanzwelt. Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) nimmt an einer Podiumsdiskussion über Familien im Pflegealltag teil, Bildungsministerin Anette Schavan (CDU) an einer Runde über Stammzellforschung.

Zwei zentrale Veranstaltungen zum Thema Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sind nachträglich ins Programm aufgenommen worden. Eine Expertenrunde wird sich mit dem gesamtgesellschaftlichen Problem von Missbrauch in Familien, Vereinen und Verbänden auseinandersetzen. Zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche nehmen in einer weiteren Runde der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Jesuitenpater Klaus Mertes, der Beauftragte für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, und die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) Stellung.

Auf die Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland, den amtierenden EKD-Ratsvorsitzenden Schneider und Erzbischof Robert Zollitsch, sowie Erzbischof Marx und den evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich als Gastgeber wartet ein Vielzahl von Programmpunkten und Terminen. Mit besonderer Aufmerksamkeit erwartet wird der Auftritt von Margot Käßmann, die sich nach ihrem Rücktritt vom EKD-Ratsvorsitz infolge einer Alkoholfahrt im Februar erstmals wieder öffentlich zeigt.

Das Programm bietet daneben rund 250 Musik-, Theater- und Kleinkunstveranstaltungen, bei denen etwa die A-Capella-Gruppe Wise Guys, die österreichische Sängerin Christina Stürmer und Nena auftreten. Die Allerheiligen-Hofkirche in der Innenstadt soll zur «Kulturkirche» werden, zu deren Gästen der Regisseur Christoph Schlingensief zählt. Der Kabarettist und Mediziner Eckart von Hirschhausen hält eine Bibelarbeit, Nina Hagen geht der Frage nach «Wo Glauben erfahren?» - und Ex-Fußballnationalspielerin Steffi Jones spricht mit Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) über «Die Hoffnung ist rund».

Am «Abend der Begegnung» werden die Besucher mit bayerischer Folklore auf das viertägige Christentreffen eingestimmt. Zu dem Eröffnungsfest erwarten die Veranstalter rund 400.000 Gäste. Zwölf Blaskapellen werden dann den Besucherstrom von der Theresienwiese in die Innenstadt begleiten. Auf dem Münchner Odeonsplatz gibt es am Freitag eine Premiere mit einer großen orthodoxen Vesper. Dort werden an 1.000 Tischen Gläubige miteinander das Brot brechen, beten und singen.