Merkel mit viel Beifall empfangen

Ein Lob zur Halbzeit

Spitzenvertreter von Protestanten, Katholiken und Orthodoxen haben den 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München bereits zur Halbzeit als wichtigen Impuls gewertet. Mit viel Beifall wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem ÖKT empfangen. Sie lobte den Umgang der katholischen Kirche mit den Missbrauchsfällen.

 (DR)

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, betonte, die Kirchen gäben mit dem ÖKT ein «gemeinsames Zeugnis».  Allerdings kam es bei einer Veranstaltung zum Thema Missbrauch zu einem Eklat. Zollitsch mahnte, die erzielten Fortschritte in der Ökumene nicht zu übersehen. «Uns ist in den letzten Jahren in der Ökumene so viel geschenkt worden», betonte der Freiburger Erzbischof. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann warnte vor Ungeduld im Dialog der christlichen Kirchen: «Ökumene braucht den langen Atem.» Der Ex-Vorsitzende der Bischofskonferenz räumte aber ein, dass es eine «neuerliche leichte Trübung des Verhältnisses zwischen der evangelischen Kirche unseres Landes und der katholischen Kirche» gebe.

Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, betonte, Ökumene sei in vielen Gemeinden «selbstverständliche Realität». Zugleich kritisierte er das Vatikan-Dokument über die Einzigartigkeit der katholischen Kirche: «Ich sehe den Papst nicht in der Position, dass er das Recht hat, zu entscheiden, ob wir Kirche sind oder nicht.»

Der griechisch-orthodoxe Erzpriester Constantin Miron wertete den Kirchentag als Beweis dafür, dass die Ökumene Fortschritte mache. Ihn störe das Gerede vom Stillstand der Ökumene. Nagel sagte, nach diesem 2. ÖKT könnten künftige ökumenische Treffen nicht mehr auf Katholiken und Protestanten beschränkt werden: Einen 3. ÖKT werde es nur mit noch intensiverer Beteiligung weiterer christlicher Kirchen geben. Am Abend sollte auf dem Odeonsplatz eine orthodoxe Vesper «in ökumenischer Gemeinschaft» gefeiert werden - mit rund 10 000 Menschen aller Konfessionen, die an 1000 Tischen gesegnetes Brot miteinander teilen. Ein gemeinsames Abendmahl aller Konfessionen lehnt die katholische Kirche bislang ab.

Der evangelische ÖKT-Präsident Nagel sagte am Freitag, der Begriff der Ökumene habe sich während des Kirchentags sichtbar verändert. Nagel wandte sich zugleich gegen Vorwürfe, bei den Debatten über die Missbrauchsskandale seien Opfervertreter nicht gehört worden. Sie seien sowohl in die Vorbereitung mit eingebunden worden als auch bei einer Debatte am Donnerstagabend zu Wort gekommen. Zuvor hatte der Vorsitzende eines Betroffenen-Netzwerks eine Diskussion zum Missbrauch in der katholischen Kirche gestört und dabei den Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Klaus Mertes, sowie den Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, beschimpft.

Merkel sagte bei ihrem Auftritt am Nachmittag mit Blick auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Geistliche, es bestehe wirklich die Hoffnung, dass «den Dingen nachgegangen» und gehandelt werde. Dazu gebe es auch keine vernünftige Alternative. Notwendig sei sowohl eine Bestrafung der Täter als auch gesellschaftliches Mitgefühl für die Opfer sexuellen Missbrauch.

Zudem warb die Bundeskanzlerin vor rund 6000 Menschen für ihren Sparkurs. «Wir können nicht auf Dauer über unsere Verhältnisse leben», sagte sie. Deutschland habe seit vielen Jahrzehnten mehr ausgegeben, als eingenommen worden sei.