Bischof Wanke wünscht sich "zündende Vision" für die Kirche

Aufruf zur Öffnung

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat zu einer neuen Öffnung der katholischen Kirche aufgerufen. "Was wir derzeit dringlich brauchen ist eine 'zündende' Vision", schreibt Wanke in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Rheinischer Merkur".

 (DR)

Diese Vision müsse ihr Fundament im Evangelium haben und eine Kirche anstreben, die das Empfinden und die Erwartung der Menschen treffe und ihnen diene, so der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Daraus könne sich für die Kirche neue Glaubwürdigkeit nach außen und Zuversicht nach innen entwickeln.

Wanke beklagte eine «Gegenwartsverweigerung» in der Kirche. «Wir schauen mehr zurück als nach vorn.» Er wandte sich gegen Traditionalisten, die den «Rückzug in ein kirchliches Ghetto» wollten und geistigen Mauerbau betrieben. Dies habe «auf Dauer gesehen keine Zukunft». Zudem dürfe die Kirche nicht darauf warten, dass die Menschen bei ihr anklopfen. «Sie sollte auch zu denen gehen, die nicht zu ihr gehören.» Es gelte, die Vielfalt anderer, «manchmal durchaus respektabler religiöser und nichtreligiöser Lebensentwürfe» wahrzunehmen. Die moderne Freiheit bezeichnete Wanke als göttliche Absicht. Allerdings dürfe Freiheit nicht zur Beliebigkeit führen.

Die Missbrauchsdebatte hat nach Wankes Worten das Denken und Handeln der Kirche gelähmt. Rufe nach einer neuen Synode in Deutschland bewertete der Bischof jedoch skeptisch. «Wenn dort nur unsere Ratlosigkeiten öffentlichkeitswirksam verstärkt würden, wäre der Kirche nicht geholfen.» Auch Forderungen nach Abschaffung des Zölibats oder einem Frauenpriestertum treffen nach Wankes Worten nicht den Kern des Problems.

«Hilfreich wäre sicher ein Nachdenken darüber, wie das Miteinander von Amtsträgern und Laien in der Kirche verbessert werden kann», fügte der Bischof hinzu. Er plädierte auch dafür, gegenüber dem Vatikan «eine gute Balance von weltkirchlichen Vorgaben und ortskirchlichen Freiräumen» anzumahnen.