Berliner Kardinal Sterzinsky feiert goldenes Priesterjubiläum

Ein Mann der leisen Töne

Sein Amtsantritt als Bischof fiel in das turbulenteste Jahr nach 1945. Nur wenige Wochen vor dem Fall der Mauer wurde Georg Sterzinsky 1989 Nachfolger des nach Köln berufenen Kardinals Joachim Meisner an der Spitze des geteilten Bistums Berlin. Am Dienstag feiert der 74-Jährige sein goldenes Priesterjubiläum.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Wie kein anderer seiner Amtsbrüder war Sterzinsky mit den Chancen und Problemen der Wiedervereinigung konfrontiert. Das Ende der DDR machte es ihm unerwarteterweise möglich, die - kirchenrechtlich nie getrennten - rund 400.000 Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern auch tatsächlich wieder zusammenzuführen. Nicht immer gelang es, die durch Mauer und Stacheldraht 28 Jahre getrennten Kirchengemeinden wiederzuvereinen. Und bis heute ist Sterzinsky immer wieder herausgefordert, wechselseitige Vorurteile in Ost und West abzubauen.

Durchgreifende Stukturreform
Seine größte Herausforderung war jedoch die desolate Haushaltslage der 1994 zum Erzbistum erhobenen Diözese, die auch eine Folge der teilungsbedingten Doppelstrukturen in der Kirchenverwaltung war. Als die Finanzmisere zu Beginn dieses Jahrzehnts in aller Schärfe offenbar wurde, leitete Sterzinsky eine durchgreifende Strukturreform ein. Gemeinden wurden zusammengelegt, Kirchengebäude verkauft, auch Angestellte entlassen. Die Maßnahmen griffen und die Verbindlichkeiten wurden von anfangs 104 Millionen Euro - auch mit Hilfe der anderen deutschen Bistümer - erheblich reduziert.

Über das Erzbistum hinaus machte sich Sterzinsky nicht nur durch den Sanierungskurs einen Namen. In der Deutschen Bischofskonferenz leitet er die Kommission für Ehe und Familie sowie die Unterkommission «Frauen in Kirche und Gesellschaft». Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission. Besonders zu diesen Fragen meldet er sich in der gesellschaftlichen Debatte zu Wort, wirbt für eine bessere Familienförderung und die Rechte von Asylsuchenden und Flüchtlingen.

Kompetent zu Themen von Abtreibung bis Zivildienst
Aber auch zu anderen Themen von Abtreibung bis Zivildienst bezieht er etwa im Hörfunk regelmäßig Stellung. Im Rahmen des Volksbegehrens «Pro Reli» warb er - allerdings vergeblich - für eine Aufwertung des Religionsunterrichts in Berlin. In der Missbrauchsdebatte machte Sterzinsky eine gute Figur. Auf einen Verdachtsfall in seinem Erzbistum reagierte er zügig und mit Nachdruck.

Das Verhältnis zu Polen liegt dem gebürtigen Ostpreußen ebenfalls am Herzen. Immer wieder tritt er für die deutsch-polnische Versöhnung ein. Bei diesem Thema kann er aus persönlicher Betroffenheit sprechen. Als Zehnjähriger musste er seine Heimat verlassen und wuchs in Thüringen auf. Nach Theologiestudium und Priesterweihe in Erfurt war er unter anderem Seelsorger in Eisenach, Heiligenstadt und Jena, bevor ihn der Erfurter Bischof Joachim Wanke 1981 zu seinem Generalvikar berief.

Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband
Sterzinskys Verdienste erfuhren auch hohe staatliche Anerkennung. Im Jahr 2000 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, die zweithöchste Auszeichnung der Bundesrepublik. Bereits 1991 berief Papst Johannes Paul II. ihn ins Kardinalskollegium.

Dabei ist Sterzinsky eher ein Mann der leisen Töne geblieben. Er meidet normalerweise Auftritte in Talkshows, sucht lieber das persönliche Gespräch - auch gemäß seinem Leitwort «Deus semper maior - Gott ist immer größer».