Generalsekretär von Kolping International zu den Vorwürfen der Veruntreuung

"Da werden Äpfel mit Birnen verglichen"

Im Streit um eine mögliche Veruntreuung von Fördermitteln bei Hilfsprojekten in Paraguay hat Kolping International erneut alle Vorwürfe zurückgewiesen. Im Interview mit domradio.de äußert sich jetzt Hubert Tintelott, er ist der Generalsekretär von Kolping International.

 (DR)

domradio.de: Herr Tintelott, was wird Kolping genau vorgeworfen?
Hubert Tintelottt: Die Geschäftsführerin der Kolping-Stiftung Paraguay wirft dem Kolping-Werk International vor, wir, d.h. unser damaliger Geschäftsführer, hätten Unregelmäßigkeiten in Paraguay gedeckt. Wir müssen diesem Vorwurf eindringlich widersprechen, das stimmt in keiner Weise. Als die ersten Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten laut wurden, haben wir zunächst mit der Entlassung des Geschäftsführers reagiert. Dafür wurde die neue Geschäftsführerin, die jetzt die Anklagen erhebt, eingesetzt. Als weitere Vorwürfe aufkamen, haben wir direkt als Vorstand des Kolping-Werks International dem Bundesentwicklungshilfeministerium BMZ unsere Zusammenarbeit angeboten, um alle Vorwürfe zu klären. Das heißt, wir unterstützen einvernehmlich alle Beteiligten bei der möglichst raschen Klärung aller Vorwürfe. Aber einige dieser Vorwürfe kann man jetzt schon klar widerlegen: Zum Beispiel was unsere konkreten Projektmaßnahmen in Paraguay angeht, im Wesentlichen im Bereich der beruflichen Bildung, v.a. im Zusammenhang mit dem Bau eines Berufsbildungszentrums. Da wird behauptet, das Gebäude hätte 1,5 Millionen gekostet, was auch stimmt, es wäre nach dem heutigen Schätzwert aber nur 650.000 wert. Das ist zwar grundsätzlich richtig, denn die Baumaßnahme hat nur 670.000 gekostet, alles andere waren jedoch Einrichtungsgegenstände und Anlaufkosten von zwei Jahren. Da werden also Äpfel mit Birnen verglichen. Das ist eine der Aussagen, an der man sehen kann, dass viele Vorwürfe nicht den Tatsachen entsprechen.

domradio.de: Was bedeuten diese Beschuldigungen der Geschäftsführerin der Kolping-Stiftung in Paraguay für die weitere Zusammenarbeit?
Tintelott: Die Zusammenarbeit wird sich ändern müssen. Ich sehe keine Möglichkeit, wie man mit dieser Geschäftsführerin weiter zusammenarbeiten könnte. Die Frage ist nur, wie uns der Wechsel gelingt. Wir unterstützen die Außenprüfung des BMZ. Die Prüfer werden in der zweiten Augusthälfte nach Paraguay reisen, um vor Ort alle Vorwürfe zu klären. Sobald diese Ergebnisse vorliegen und es klar ist, welche Vorwürfe möglicherweise berechtigt sind und welche nicht - der größte Teil wird unberechtigt sein -, werden wir klar Position beziehen und sagen, wie wir uns eine weitere Zusammenarbeit vorstellen können. Durch die Untersuchung des Ministeriums wird Transparenz sichergestellt. Das Ministerium hat ja unmittelbar reagiert, deshalb ist auch der Vorwurf mangelnder Transparenz in der Öffentlichkeit nicht berechtigt. Denn das Ministerium hat ja bereits unsere Unterlagen und Abrechnungen zu allen betroffenen Projekten geprüft, und diese Abrechnungen sind von einem vereidigten Wirtschaftsprüfer in Paraguay bestätigt. Nun folgt noch die besagte Außenprüfung vor Ort.

domradio.de: Aber diese Beschuldigungen stehen ja nun schon im Raum. Würden Sie da von einem Imageschaden sprechen?
Tintelott: Auf jeden Fall. Das ist auch der Grund, weshalb wir eine Strafanzeige wegen Verleumdung gegen die Geschäftsführerin in Paraguay gestellt haben, weil viele der erhobenen Vorwürfe, auch gegen Mitarbeiter unseres Hauses, nicht berechtigt und völlig aus der Luft gegriffen sind. Wir sehen das als Rufschädigung.