Behörden in Orissa sollen bei Christenverfolgungen versagt haben

Indisches "Volkstribunal"

Ein selbst ernanntes "Nationales Volkstribunal" hat den Regierungsbehörden im indischen Bundesstaat Orissa Fehlverhalten während der Übergriffe auf Christen vorgeworfen. Die Regierung habe das Ausmaß der Gewalt unterschätzt und zu wenig getan, um den Übergriffen Einhalt zu gebieten.

 (DR)

Die Richter gaben am Dienstag in Neu Delhi den Behörden eine Mitschuld an der Zahl der Opfer. Im August 2008 waren zahlreiche Christen in Orissa einer Welle der Gewalt ausgesetzt, darunter viele Katholiken. Auslöser war die Ermordung eines nationalistischen Hindu-Führers durch maoistische Rebellen. Die Reaktion aufgebrachter Hindus richtete sich jedoch gegen die Christen.

Das Volkstribunal hatte nach offiziellen Angaben kein juristisches Mandat. Es handele sich um eine Art Wahrheitskommission, die bewusst machen solle, dass die Betroffenen im Distrikt Kandhamal bislang keine Gerechtigkeit erfahren hätten. Die Mitglieder des Tribunals, darunter hochrangige pensionierte Richter, hatten seit Sonntag Opfer und Zeugen der 43 grausamsten Fälle angehört.

Sie beklagten weiter, dass die Behörden lediglich 42 Todesopfer registriert hätten. Zeugen zählten dagegen mehr als 90 Tote, 300 zerstörte Kirchen und bis zu 5.400 zerstörte Häuser. Viele der rund 54.000 Flüchtlinge hätten noch lange danach unter der Gewalt gelitten. - Veranstalter des Tribunals war das Netzwerk «National Solidarity Forum». Ihm gehören indische Menschenrechtsorganisationen, Akademiker, Künstler und Journalisten an.