Kirchen gratulieren zum jüdischen Neujahrsfest

Gemeinsames biblisches Erbe

Zum jüdischen Neujahrsfest haben die beiden großen Kirchen in Deutschland den jüdischen Gemeinden am Dienstag Glückwünsche übermittelt. Die evangelische und die katholische Kirche äußern darin die Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten. Das Fest «Rosh Hashana» beginnt am Mittwochabend.

 (DR)

"Es wird wohl auch in dem neuen Jahr nicht nur in Deutschland eine große Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten geben", heißt es in einem Schreiben des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, an den Zentralrat der Juden. Darin äußert der rheinische Präses die Hoffnung, dass das Erklingen des Widderhorns nicht nur die jüdische Gemeinde, "sondern uns alle daran erinnern wird, dass wir gemeinsam zusammenstehen im Ringen um ein friedliches Miteinander und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft".



Erzbischof Robert Zollitsch schreibt in seiner Grußbotschaft: "Möge Gott unseren jüdischen Mitbürgern und ganz Israel inneren und äußeren Frieden schenken." Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz erinnert an das gemeinsame biblische Erbe und lobt den christlich-jüdischen Dialog: "Nach vielen Jahrhunderten der Missverständnisse und Vorurteile, der versteckten und offenen Feindschaft gegenüber Juden, hat die katholische Kirche einen unwiderruflichen Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und der Freundschaft eingeschlagen."



Der Freiburger Erzbischof äußert sich dankbar, dass mit dem Zentralrat der Juden und mit Vertretern der beidem Rabbinerkonferenzen regelmäßig auch schwierige Themen erörtert werden könnten. Ein aufrichtiger Dialog setze den Respekt des anderen voraus, deshalb "werden wir auch künftig gegen jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus eintreten und der Leugnung der Schoah entschieden widersprechen", versichert Zollitsch.



Segenswünsche des Papstes

Papst Benedikt XVI. hat der jüdischen Gemeinde Roms seine Segenswünsche für die Feiertage zum jüdischen Neujahrsbeginn übermittelt. Er wünsche der Gemeinde für die drei bevorstehenden Feste den göttlichen Segen und eine tiefempfundene Freude, heißt es in einem am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Telegramm des Papstes.



Das Kirchenoberhaupt äußerte in dem Schreiben an den römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni zugleich die Hoffnung, dass die Freundschaft zwischen Juden und Christen weiter wachse und beide Religionen sich verstärkt für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzten. Zudem erinnerte der Papst an seinen Besuch der römischen Synagoge im Januar dieses Jahres.



Die jüdische Gemeinde Roms ist mit rund 15.000 Mitgliedern die größte in Italien. Juden in aller Welt feiern seit Mittwochabend das Fest Rosh Hashana, mit dem das jüdische Jahr beginnt. Vom kommenen Freitag bis Samstag begehen sie das Versöhnungsfest Jom Kippur. In der Woche vom 22. bis zum 29. September folgt das sogenannte Laubhüttenfest, Sukkot.



Auch Bundespräsident Wulff gratuliert zum jüdischen Neujahrsfest

Auch Bundespräsident Christian Wulff hat den Juden in Deutschland zum jüdischen Neujahrsfest seine besten Wünsche übermittelt. Er hoffe, dass das neue Jahr von "respektvollem und achtsamem Umgang miteinander geprägt sein möge", heißt es in dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Grußwort des Bundespräsidenten.



Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Traditionen gehöre zum täglichen Leben in Deutschland. "Diese Vielfalt kann zur fruchtbaren Begegnung werden, wenn wir ehrliches Interesse aneinander zeigen und in offenen und vertrauensvollen Dialog miteinander treten", schreibt Wulff. Die Eröffnung neuer Synagogen, Rabbinerordinationen und die Jubiläen vieler jüdischer Gemeinden und des Zentralrats der Juden in Deutschland in diesem Jahr seien "wunderbare und hoffnungsvolle Zeichen" dafür, dass jüdische Identität die Gesellschaft präge.



In Israel und den jüdischen Gemeinden weltweit feiern Juden am Donnerstag und Freitag das Neujahrsfest "Rosh Hashana" ("Haupt des Jahres"). Das zweitägige Fest beginnt bereits am Mittwochabend, dem Vorabend des ersten Tages des jüdischen Monats "Tishre". Damit begrüßen die Juden das Jahr 5771 nach der Erschaffung der Welt.