Nicht alle freuen sich auf den Besuch von Benedikt XVI.

Der Papstbesuch spaltet die Briten

Die Vorbereitungen für den ersten Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien laufen auf Hochtouren. Doch nicht alle erwarten Benedikt XVI. mit offenen Armen. Während sich viele Katholiken freuen, sehen andere die Reise kritisch. Vielleicht kann eine Seligsprechung versöhnen.

Autor/in:
Gaby Mahlberg
 (DR)

Die Organisatoren erwarten mehrere hunderttausend Gläubige bei den Veranstaltungen in Edinburgh, Birmingham und London. Wer den Papst nicht persönlich sehen kann, der kann beim Großbritannienbesuch des Kirchenoberhaupts per Livestream im Internet dabei sein. Kameras folgen dem Papst auf Schritt und Tritt, und seine Anhänger können sich auf den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter über die Ereignisse austauschen. Doch die Vorfreude der Gläubigen ist getrübt.



Papstgegner planen eine Reihe von Protestveranstaltungen während des Staatsbesuchs, darunter eine Großdemonstration zur Ankunft Benedikts in London am Samstag. Der neu ernannte katholische Erzbischof von Southwark, Peter Smith, bat die Organisatoren der laizistischen Bewegung "Protest the Pope" bei einem Treffen in den Räumlichkeiten der Londoner Polizei am Mittwoch um "Respekt" für die Gläubigen. Die Papstgegner versprachen, keine der geplanten Veranstaltungen "stören" zu wollen.



Wut über Missbrauchsfälle

Einen reibungslosen Ablauf des Besuchsprogramms kann trotzdem niemand garantieren. Zu groß ist die Wut in manchen Kreisen über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Am Vorabend des Papstbesuchs wollen Missbrauchsopfer aus aller Welt in London mit einer Pressekonferenz auf ihr Schicksal aufmerksam machen. Auf dem britischen Fernsehsender BBC2 wird eine Dokumentation zum Missbrauchsskandal laufen - produziert von dem homosexuellen ehemaligen Dominikanerpater Mark Dowd.



Eine Lobbygruppe für die Priesterweihe von Frauen nutzt den Papstbesuch derweil für eine Bus-Kampagne. Seit Ende August prangt auf vielen der weltbekannten roten Londoner Bussen der Slogan "Papst Benedikt, weihe Frauen - jetzt!". Dafür hat die Gruppe "Catholic Women"s Ordination" (CWO) umgerechnet rund 16.000 Euro ausgegeben. Hier und da sieht man auf den Straßen auch Menschen in violetten T-Shirts mit der Aufschrift "No hope for the Pope" ("Keine Hoffnung für den Papst").



Der Papstbesuch spaltet die Briten. Während sich viele Katholiken auf Benedikt XVI. freuen, sehen andere die Reise kritisch, nicht zuletzt wegen der Kosten. Schätzungen zufolge könnte die Reise mehr als 24 Millionen Euro verschlingen. Rund sieben Millionen Euro soll die katholische Kirche in England und Wales aus ihren Mitteln und Spenden von Kirchgängern beisteuern, den Rest trägt der Steuerzahler. Auch wenn es sich offiziell um einen Staatsbesuch handelt, fehlt bei vielen das Verständnis, für einen Teil der Kosten aufzukommen. Umfragen zufolge haben knapp 80 Prozent der Briten "kein persönliches Interesse" am Papstbesuch. Selbst treue Kirchgänger protestieren, wenn eine Eintrittskarte für die Teilnahme an einem Gottesdienst mit dem Papst rund sechs Euro kostet und mitgroßem Aufwand verbunden ist.



Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Wer etwa am Samstag die Abendandacht um 18.15 Uhr im Londoner Hyde Park miterleben will, muss sich wohl schon um 14 Uhr in die Schlange am Eingang einreihen, damit die Sicherheitskräfte alle Teilnehmer auf gefährliche Gegenstände untersuchen können; anmelden mussten sich die Besucher schon Wochen im Voraus. Solche langwierigen Prozesse und "übertriebene" Sicherheitsvorkehrungen hielten vor allem spontane Besucher und junge Leute von der Teilnahme ab, meint die Leiterin einer katholischen Studentengemeinde: "Wenn die Organisatoren wollen, dass auch junge Leute kommen, dann müssen sie einfach flexibler sein."



Vergleichsweise unkontrovers ist dagegen die als Höhepunkt der Papstreise geplante Seligsprechung des anglikanischen Konvertiten Kardinal John Henry Newman (1801-1890). Sie soll am 19. September im mittelenglischen Birmingham stattfinden. Schließlich wird Newman nicht nur von Katholiken sondern auch von Anglikanern verehrt. Vielleicht kann seine Ehrung die papstkritischen Briten ein wenig versöhnen.