Erich Kock ist einer der wenigen Dichter, Buchautoren und Journalisten, die der beinahe ausgestorbenen Spezies bewusst katholischer Schriftsteller zuzurechnen sind. Am Sonntag vollendet der gebürtige Münsteraner und Wahl-Kölner sein 85. Lebensjahr.
Erich Kock zählt zu den "hommes de lettres", den umfassend gebildeten und belesenen Menschen. Er ist gleichwohl ebenso intellektuell wie bescheiden, ja in seiner Grundhaltung demütig.
Sein Studium der Germanistik, Philosophie und Theologie - teilweise als Kriegsgefangener im berühmten "Stacheldraht-Priesterseminar" des Abbe Franz Stock in Chartres - hat da die Fundamente gelegt. Eher klein von Gestalt, mit Brille, freundlichen Augen und Denkerstirn wirkt er zunächst unauffällig.
Wer mit ihm ins Gespräch kommt, wird allerdings sofort eingenommen von seiner Sensibilität, vom Tiefgang seiner Gedanken und seinem sicheren Urteil bei der Entlarvung von oberflächlichem Zeitgeist. Man spürt bei ihm die Betroffenheit, aber nie verbissene Intoleranz, vielmehr oft hintergründigen Humor. Als Analytiker und Zeitdeuter ist er fernab jeder Fortschrittseuphorie; er ist Realist, getragen von einer tiefen und in schweren Lebensphasen auch angefochtenen Gläubigkeit. Erich Kock ist Christ durch und durch. Und so hat er sich in seinem literarischen Schaffen auch nicht der praktischen Umsetzung des Glaubens entzogen: Viele Jahre engagierte er sich in der publizistischen Alltagsarbeit der Caritas.
Nach Krieg und Gefangenschaft und einem Lebensabschnitt im heimatlichen Telgte machte Kock 1961 die Domstadt Köln zu seiner Wahlheimat. Hier arbeitete er eng mit Heinrich Böll zusammen - zeitweise als sein Sekretär. Der spätere Literatur-Nobelpreisträger Böll schätzte ihn und hob hervor, dass seiner Prosa "so viele treffende Urteile" gelungen seien "über eine aufgeklärte, modern sich dünkende Welt, der er beweist, aus wie vielen Klischees, Dummheiten und Oberflächlichkeiten sich ihr fortschrittliches Make-up zusammensetzt". Er traf damit präzise den existenziellen Kern, der das Werk seines Freundes und Mitstreiters bestimmt.
Kocks literarisches Werk reicht von Büchern über seine westfälische Heimat, sein geliebtes Flandern, die Aufarbeitung der Nazi-Diktatur bis hin zu Biografien und großen Essays über Persönlichkeiten der Geschichte und Gegenwart: Reinhold Schneider, Julien Green, Heinrich Böll, Dompropst Bernhard Lichtenberg, Abbe Franz Stock, Franziska Schervier und viele andere. Für mehr als 100 Fernsehfilme hat er das Drehbuch geschrieben. Die Zahl der Hörfunkbeiträge - vom geistlichen Wort bis zum abendfüllenden Feature - liegt noch weit höher. Mit Nelly Sachs, Julien Green, Robert Spaemann, Ernst Jünger, Lew Kopelew, Gabriel Marcel, Josef Pieper oder Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., pflegte er intensive Briefwechsel.