Ökumenische Erklärung zu Millenniumsentwicklungszielen

Noch weit vom Ziel entfernt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, haben in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesregierung und die Regierungen der UN-Mitgliedstaaten eindringlich aufgefordert "mehr als bisher zu tun", um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen.

 (DR)

17.09.2010: Drei Tage vor Beginn der UN-Generalversammlung, die vom 20. bis 22. September in New York stattfindet, zogen die beiden Vorsitzenden ein ernüchterndes Fazit. Alle Zwischenbilanzen, so heißt es in der Erklärung, zeigten, dass die meisten Länder - vor allem in Afrika - von ihren anspruchsvollen Zielen noch weit entfernt sind. Nur wenn die Regierenden in allen Ländern, den reichen wie den armen, "deutlichere Anstrengungen in der Armutsbekämpfung" unternähmen, seien die im Jahre 2000 gesteckten Millenniumsziele zu erreichen.



Traurige Rekordmarke: eine Milliarde Hungernde

Es seien durchaus Erfolge zu verzeichnen, zum Beispiel konnte die Zahl der Armen in Asien, besonders in China, reduziert und die Zugangsmöglichkeiten zu sauberem Trinkwasser in vielen Entwicklungsländern vermehrt werden. Auch seien in der Bekämpfung der Malaria weltweit messbare Erfolge erzielt worden und die Zahl der Neuinfektion bei Aids weltweit zumindest leicht zurückgegangen. Gleichzeitig aber hätten die Auswirkungen der Ernährungs-, Wirtschafts- und Finanzkrise die Erfolge im Kampf gegen Hunger und Armut nicht nur gebremst, sondern sogar umgekehrt. Die Zahl der Hungernden, so die Erklärung, habe nach Angaben der Welternährungsorganisation kürzlich weltweit die traurige Rekordmarke von einer Milliarde Menschen erreicht.



Auch in der Frage der Gleichstellung der Geschlechter sei die Weltgemeinschaft noch immer weit von ihren selbst gesetzten Zielen entfernt. Dies treffe auch auf das Millenniumsziel "Schutz der Umweltressourcen" zu. Die notwendige drastische Reduzierung der CO2-Emissionen sei ebenso wenig in Sicht, wie die Bereitstellung ausreichender Finanzmittel für die armen Länder, damit diese die Anpassung an den Klimawandel bewältigen können.



Wahrscheinlich eine der letzten Chancen

Die am Montag beginnende UN-Generalversammlung in New York sei, so heißt es in dem Papier, "wahrscheinlich eine der letzten Chancen (…), verbindliche und konkrete Beschlüsse zu fassen, mit denen wir den einzelnen Zielen deutlich näher kommen können, als dies bisher der Fall ist." Die Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland sehen sich deshalb in der Pflicht, erneut auf die Bedeutung der Millenniums-Entwicklungsziele hinzuweisen und unterstützen die Forderungen des weltweiten Bündnisses "Deine Stimme gegen Armut" und des UN-Generalsekretärs nach einem Aktionsplan für die nächsten fünf Jahre, um die für 2015 verabredeten Millenniums-Entwicklungszielen "deutlich näher" zu kommen.



Ein Kernpunkt der Forderungen sei es zum Beispiel, dass die reichen Ländern Mittel für staatliche Entwicklungshilfe endlich auf 0,7 % ihres Bruttoinlandsproduktes anheben. Weltweit liege der Mittelanteil im Schnitt bei nur 0,3 % des Bruttoinlandproduktes, Deutschland liege mit 0,4 % nur auf Rang 14 der Geberliste.



Versprochene Mittel tatsächlich bereitstellen

Außerdem werden die Industrieländer aufgefordert, die in Kopenhagen versprochenen Mittel für die Anpassungsmaßnahmen der Entwicklungsländer an den Klimawandel tatsächlich zusätzlich bereitzustellen und nicht auf das 0,7 % Ziel anzurechnen.