Eine dieser Spuren führt in die Kölner Basilika St. Gereon. Tief im Verborgenen, in den Katakomben dieser geschichtsträchtigen Kirche, befindet sich die so genannte Nikolauskapelle. Eine Treppe führt den nichts ahnenden Besucher nach unten in einen spärlich beleuchteten Gang, bis er sich unverhofft in diesem kleinen Gebäude wiederfindet. Alte Grabtafeln zieren die Wände und über dem in Stein gemeißelten Altar der Kapelle erstreckt sich ein großes Gemälde, das die Heilige Helena sowie den Heiligen Gereon zeigt. Bei Renovierungsarbeiten an der darüber liegenden Sakristei sind nun Zeugnisse längst vergessener Zeiten gefunden worden, weshalb Archäologen davon ausgehen, dass die Kapelle schon weitaus älter ist als bisher angenommen. Alles deutet darauf hin, dass der Vorgängerbau der Nikolauskapelle bereits in der Antike errichtet worden ist.
Wie um die gesamte Kirche St. Gereon, ranken sich auch um die Kapelle geheimnisvolle Legenden. Vom heiligen Gereon und seinen thebäischen Legionären, der römischen Blutsäule, die der Sage nach Gut und Böse voneinander unterscheiden kann, bis hin zum Traum des heiligen Anno. Was es mit diesem Traum auf sich hat, weiß Kunsthistoriker Gottfried Stracke: "1067 soll sich dieser Traum ereignet haben. Der heilige Anno hat geträumt, er würde von den Mauren bedrängt werden, die ihn tatsächlich auch geschlagen haben, da er diese Kapelle an der Südseite der Kirche im Un-Stand belassen habe. Und er wacht auf und beschließt sofort, die Bauleute nach St Gereon zu schicken, da er dieses Erlebnis nicht wiederholt sehen möchte und lässt bauen. Er lässt als allererstes die so genannte Nikolauskapelle wieder herrichten." Auf die Restaurierung der Kapelle folgen weitere bauliche Maßnahmen. Anno lässt die heutige Krypta und den Hochchor von St. Gereon errichten.
"Ein Geheimnis"
Aber wieso wurde eine Kapelle in Köln eigentlich schon so früh dem Heiligen Nikolaus geweiht? Auch das ist, laut Stracke, ein Geheimnis. Aber man weiß, dass die Prinzessin Theophanu Reliquien des Heiligen Nikolaus von Osten nach West-Europa mitgebracht hat. Um das Jahr 1000 wurden dann erstmalig im Rheinland Kirchen dem Heiligen Nikolaus geweiht. Es war üblich, dass dazu Reliquien des Patrons in den Altar eingelassen wurden. Und so vermutet auch Kunsthistoriker Stracke, dass im Altar der vom Heiligen Anno geweihten Nikolauskapelle noch Reliquien des Bischofs aus Myra zu finden sein könnten.
Für den Pfarrer der Gemeinde St Gereon Andres Brocke zeugt diese alte Kapelle mit ihrer langen Geschichte und ihren verborgenen Schätzen davon, dass "Glaube nicht unsere Erfindung ist, sondern dass wir schon in einer großen Kontinuität und Geschichte stehen und die frühchristlichen Grabsteine ja auch immer vom Glauben der Menschen berichten". Er hofft, dass die Nikolauskapelle in der Zukunft noch mehr in das Blickfeld der Menschen gebracht werden kann, um ihnen gerade jetzt noch einmal klar zu machen, dass die Verehrung dieses Heiligen mit dieser Stadt Köln und mit dieser Kirche St. Gereon schon seit fast tausend Jahren verbunden ist. Vielleicht, so hofft er, wird den Leuten im Blick auf die Geschichte der Kapelle auch noch einmal deutlich, dass es bei dem Fest am 6. Dezember nicht um den "Weihnachtsmann" geht, sondern um die Verehrung eines handfesten Heiligen: Nikolaus, Bischof von Myra.
Der Heilige Nikolaus und seine Kölner Spuren
Geheimnisvolle Kapelle
Am 6. Dezember ist es soweit: der Tag des Heiligen Nikolaus. Vor allem die Kinder erwarten den Heiligen jedes Jahr voller Freude. Wer der Nikolaus eigentlich ist und wo er her kommt, das rückt allerdings manches Mal in den Hintergrund. Und dabei hat der Heilige in der Stadt Köln viele Spuren hinterlassen.
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