Kardinal Meisner zur Seligsprechung Johannes Paul II.

"Ich freue mich schon auf den 1. Mai"

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im Interview zu seinem aktiven Mitwirken am Prozess der Seligsprechung Johannes Paul II. finden Sie hier als Video, Audio und Text.

 (DR)

domradio.de: Jetzt ist die Nachricht aus Rom ganz offiziell. Am ersten Mai dieses Jahres wird Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Herr Kardinal, das ist doch sicherlich eine gute Nachricht?

Kardinal Meisner:  Das ist eine sehr gute Nachricht, für mich selber aber auch für unsere Kirche, namentlich aber auch für unser polnisches Nachbarvolk .



domradio.de:  Haben sie diesen Prozess selber begleitet?

Kardinal Meisner:  Ich bin Mitwirkender gewesen! Und zwar habe ich schon vor dem Konklave "Subito santo" mit unterschrieben, also "Sofort heilig". Man hätte ihn gleich bei der Beerdigung selig sprechen können: Aber ich bin als Zeuge verhört worden im Seligsprechungsprozess. Da waren ein ganzes Dutzend Richter, d.h. also Geistliche, die in der Heiligsprechungskongreation tätig sind, fast einen dreiviertel Tag bei mir und haben mich intensivst interviewt und befragt. Aber man steht da unter Eid, darum kann ich Ihnen gar nicht sagen, was da verhandelt worden ist. Ich will aber doch in einem Punkt eine Ausnahme machen: Zum Schluss frug mich einer, ob ich denn auch glaube, dass Papst Johannes Paul II. das geglaubt habe, was er gesagt hat. Da habe ich auf den Tisch gehauen und habe gesagt: Das war ein anständiger katholischer Christ! Darauf beschwichtigten sie mich und sagten: Das war doch der Advocatus Diaboli, also der Anwalt des Teufels, der musste so eine provokante Frage stellen. Und ich habe die richtig provokant beantwortet und ich freue mich. Es ist ja der erste Mai der Seligprechungstag, das ist der Barmherzigkeitssonntag. Weil Ostern dieses Jahr so spät liegt, ist das bis in den Mai hinein, denn der Papst ist ja gestorben in der Nacht vom Samstag zum Weißen Sonntag, den man auch den Barmherzigkeitssonntag nennt. An dem Tag wird die Seligsprechung sein und ich höre, eine ganze Million Polen würden nach Rom reisen.  



domradio.de:  Ich nehme an, sie sind dann auch dabei und werden auch eine ganze Reihe von Kölnern mitbringen, denn sie haben ja immerhin ein ganz besonderes Verhältnis zu diesem Papst gehabt ?

Kardinal Meisner:  Er macht mir eigentlich etwas Schwierigkeiten mit meinem Terminkalender. Er ist schon so vollgelegt, wir müssen also wieder umplanen, damit ich sicher auch in Rom dabei sein kann. Ich war jetzt in Rom und da war es noch nicht offiziell. Aber ich hab mir schon meinen Platz in dem Quartier, wo ich immer bin, reservieren lassen für den Samstag, Sonntag und Montag.



domradio.de: Also ein richtiges Festwochenende. Der Barmherzigkeitssonntag wurde ja selber von Johannes Paul II. auch eingeführt, also ein besseren Termin konnte man nicht finden.

Kardinal Meisner: Ich denke auch, er konnte einen besseren Sterbetag nicht finden. Die Konsequenz ist, dass er diesen sehr,  sehr schönen Barmherzigkeitssonntag als Seligsprechungstag hat. Und ich meine aber ganz besonders, dass auch wirklich ein Ruck positiver Freude an Gott und seiner Kirche durch  Europa und durch die Welt geht. Das ist ja der eigentliche Effekt oder die eigentliche Frucht  einer Seligsprechung, dass wir es ihm ein wenig nachmachen, natürlich mit den schlichten Möglichkeiten, die wir haben.



domradio.de: Das ist jetzt alles in Rekordzeit passiert, normalerweise braucht die Kirche für so ein Prüfungsverfahren viel, viel länger, es sind auch Fristen vorgeschrieben. Die hat man bei diesem Heiligen Vater über den Haufen geworfen. Ist das gerechtfertigt?

Kardinal Meisner: Also man hat, wie bei der Mutter Theresa, den Beginn des Seligsprechungsprozesses verkürzt, aber sonst ist nichts geschenkt worden. Deswegen die Ungeduld, warum ist er denn nicht schon vor drei Jahren oder vor zwei Jahren oder vor einem Jahr Seelig gesprochen worden? Der Papst hat ja nicht nur ein paar fromme Predigten hinterlassen, sondern eine ganze Bibliothek, auch als Wissenschaftler, als er noch in Krakau und in Lublin Professor war. Das wurde alles minutiös durchstudiert, ob da nicht etwas ist, was gegen den Glauben verstößt.  Ein Selig- und Heiligsprechungsprozess ist ein sehr mühseliger Prozess, das macht die Kirche nicht mit der linken Hand.



domradio.de: Herr Kardinal, "Subito Santo" haben sie unterschrieben, dann hoffen wir, dass das auf diesem Wege weitergeht und dass am ersten Mai erst mal richtig kräftig gefeiert wird. Herzlichen Dank für das Gespräch !

Kardinal Meisner: Ja, ich freue mich schon auf den ersten Mai, ich werde dies Jahr mit noch größerer Inbrunst singen: Der Mai ist gekommen!