Wie die Kirche den Opfern in Brasilien hilft

Die Stärke in der Not

In Brasilien ist die Zahl der Toten durch Überschwemmungen und Erdrutsche auf inzwischen knapp 500 gestiegen. Und "es kommen stündlich neue Opfer dazu", sagt Wolfgang Hees von Caritas International. Im Interview mit domradio.de spricht der Katastrophenhelfer über die schwierige Situation vor Ort und die hilfreiche Infrastruktur der Kirche.

 (DR)

domradio.de: Was wissen Sie über das Ausmaß der Katastrophe?

Hees: Bislang wissen wir von etwas mehr als 500 Opfern - aber es kommen stündlich neue dazu. Und es sind ganze Regionen, die noch gar nicht durchsucht worden sind. Es ist sehr schwierig die Zahl der Menschen einzuschätzen, die zu dem Zeitpunkt der Erdrutsche und der ganzen Katastrophe eben in der Region waren, weil das zum Teil auch die Tourismusregion von Rio de Janeiro ist.



domradio.de: Wie sieht die Hilfe von Caritas-International im Moment aus?

Hees: Es war bislang ganz schwierig, erste Kontakte aufzunehmen, weil die Strom- und Wassernetze, aber auch die ganzen Zufahrtsstraßen von Rio hoch in die Berge zerstört sind. Über das Hinterland kommt man in die Region, die normalerweise als Peripherie an Rio dranhängt. Unsere Stärke ist einfach, dass wir mit den Gemeinden zusammenarbeiten können, dass es sehr viele Freiwillige gibt und dass die kirchlichen Institutionen und Organisationen Räume zur Verfügung stellen, wo die Opfer jetzt Notunterkünfte haben. Dann ist die erste Hilfe, die in so einem Fall immer sofort da sein muss, Trinkwasser - damit nicht noch Krankheiten ausbrechen. Dann muss den Verletzten geholfen werden, man braucht Krankenschwestern, medizinisches Personal und Material. Das sind die Sachen, die im ersten Moment ganz wichtig sind.



domradio.de: Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen, im Norden, in dem keine Armutsviertel sind?

Hees: Eigentlich sind das schöne, alte Städte, die einen gewissen Wohlstand haben. Aber das zieht auch immer die Armutsbevölkerung aus dem Hinterland an. Von daher gibt es auch Elendsviertel. Die arme Bevölkerung siedelt sich in der Regel dort an, wo noch nicht gebaut worden ist, möglichst zentrumsnah. Und es gibt auch Bebauungs- und Katastrophenpräventionspläne von den Gemeinden. Bloß werden die nicht durchgeführt oder nachgehalten. Es werden Hänge besiedelt, an denen überhaupt kein Haus stehen dürfte, weder die Ferienwohnungen, noch die Elendsviertel.



Das Gespräch führte Monika Weiß.