domradio.de: Die Opferinitiative hat die angekündigte Zahlung als zu niedrig kritisiert. Wie bewerten Sie diese Kritik?
Pater Stefan Kiechle: Es ist eine Kritik mit der wir selbstverständlich gerechnet haben. Wobei einige sagen, die Zahlung sei zu niedrig, andere sagen, sie sei zu hoch. Es gibt auch einige Opfer, die eigentlich gar kein Geld wollen, sondern andere Weisen suchen, wie sie sich versöhnen und zum Frieden kommen wollen.
domradio.de: Zum Beispiel?
P. Kiechle: Durch Gespräche, durch andere Symbole, vielleicht auch durch eine therapeutische Arbeit. Manche wollen kein Geld, manche wollen etwas Geld und manche wollen viel Geld.
domradio.de: Im Schnitt 80.000 Euro pro Betroffenem fordert die Opferinitiative "Eckiger Tisch", können Sie diesen Forderungen überhaupt entgegenkommen?
P. Kiechle: Diesen Forderungen von 80.000 Euro können und wollen wir nicht entgegen kommen. Zum einen stimmt die Zahl nach unseren Recherchen gar nicht. Es wird gesagt, das sei eine durchschnittliche Zahl von solchen Entschädigungsgeldern, die Gerichte zugesprochen haben. Unserer Meinung nach sind das im Normalfall sehr viel niedrigere Zahlen. Das zweite ist, wir wollen ja gar nicht Leid durch Geld entschädigen, sondern wir wollen nur ein Symbol setzen für die Schuld, die da war, dass wir diese anerkennen. Und solche Symbole, das ist etwas anderes als ein Geldbetrag, der etwas abbezahlen will.
domradio.de: Die Opferinitiative kritisiert zudem, dass die Betroffenen selbst einen Antrag stellen müssten beim Orden, um die Zahlung zu erhalten - obwohl die Opfer dem Orden bekannt seien. Wie reagieren Sie auf diese Kritik?
P. Kiechle: Viele Opfer sind uns schon bekannt. Da genügt ein kleiner formloser Antrag und wir werden das nicht groß prüfen, sondern wo das bereits bekannt ist, werden wir das ganz schnell erledigen und ausbezahlen. Das ist kein größeres Problem. Es gibt andere Opfer, die uns noch nicht bekannt sind und da werden wir den Antrag etwas genauer anschauen, ob die Angaben überhaupt glaubwürdig sind und ob das alles passt. Wir müssen auch vermeiden, dass sich da ganz viele Trittbrettfahrer "draufschwingen" und auch Geld haben wollen.
domradio.de: Die Bischofskonferenz äußerte sich zunächst zur Anerkennungszahlung zurückhaltend. Könnte denn der Beitrag auch für andere kirchliche Institutionen richtungsweisend werden in der Debatte um die Entschädigungen?
P. Kiechle: Wir haben zunächst einmal unsere Verantwortung ernst genommen und wollen mit diesem Betrag und mit diesem Vorgehen für uns das tun, was wir jetzt für angemessen halten. Wenn andere kirchliche Einrichtungen oder auch nichtkirchliche Einrichtungen das für ein Modell halten, ist uns das recht. Aber das ist nicht unsere erste Absicht, sondern wir wollen zunächst einmal unsere Arbeit sozusagen für uns machen.
domradio.de: Die katholischen Bischöfe wollen außerdem auch einen Präventionsfonds einrichten. Damit sollen Projekte zur Vorbeugung von sexuellem Missbrauch gefördert werden. Gibt es denn ähnliche Überlegungen bei den Jesuiten?
P. Kiechle: Das soll ein Präventionsfonds für die ganze Kirche sein und in den zahlen dann viele kirchliche Einrichtungen einen Beitrag, sowohl die Bistümer als auch möglicherweise die Orden. Also es könnte sein, dass wir uns daran beteiligen. Genaueres muss noch besprochen werden.
domradio.de: Wie wird es bei Ihnen weiter gehen?
P. Kiechle: Zunächst warten wir mal. Die Bischofskonferenz berät noch über diese Frage mit den Zahlungen und wenn die Bischofskonferenz selber weiter ist und auch ein Modell entwickelt, wie das konkret umgesetzt werden soll, dann werden wir uns beteiligen und das konkret angehen.
Pater Kiechle wehrt höhere Entschädigungszahlungen ab
"Wir wollen ein Symbol setzen für die Schuld"
Entschädigungszahlen von bis zu 80.000 Euro für Missbrauchs-Opfer in Einrichtungen der Jesuiten wird es nicht geben. Provinzial Pater Kiechle SJ wies entsprechende Forderungen einer Opferinitiative im domradio.de-Interview zurück.
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