Die katholische Freiwillige Veronika Nickel über ihre Zeit in Yad Vashem

"Wie ein Botschafter"

Von 2007 bis 2009 war Veronika Nickel für die katholischen Bischöfe in Deutschland in Yad Vashem - die erste von der Kirche finanzierte Freiwillige an der Holocaust-Gedenkstätte. "Man ist so etwas wie ein Botschafter", sagte sie ihm Interview mit domradio.de mit Blick auf ihren Nachfolger. Bald macht sich ein zweiter Freiwilliger auf den Weg nach Jerusalem.

 (DR)

domradio.de: Was ist das Erste, woran Sie sich erinnern, wenn Sie sich an Ihre Zeit in Yad Vashem erinnern?

Nickel: Das ist ganz schwierig, das auf ein Erlebnis zu reduzieren. Ich war zwei Jahre dort unten - und es gibt natürlich eine ganze Reihe von Erlebnissen. Und Eindrücke von Menschen, die ich dort erlebt habe.



domradio.de: Für zwei Jahre nach Yad Vashem ist eine große Entscheidung - warum haben Sie sie getroffen?

Nickel: Zunächst war es nur auf ein Jahr angelegt, die Entscheidung über das zweite Jahr kam später hinzu. Grundsätzlich habe ich das gemacht, weil ich zum einen jüdische Geschichte studiert habe. Das Interesse an der Region und an den Zusammenhängen dort war also schon da. Zum anderen war es mir ganz wichtig, für die katholische Kirche zu gehen, das gab es bisher noch nicht. Ich war die erste von der katholischen Kirche finanzierte Freiwillige in Yad Vashem.



domradio.de: Welchen Beitrag kann ein junger Mensch aus Deutschland, von der Kirche geschickt, in Jad Vashem leisten?

Nickel: Es geht vor allen Dingen darum, dass man dort präsent ist. Man ist auch so etwas wie ein Botschafter, man kann den Menschen dort in einer Weise begegnen, dass die kennen lernen: Wie sieht die Jugend aus Deutschland das ganze Thema heute? Und wie speziell sieht es ein katholischer Freiwilliger? Und umgekehrt natürlich ist es auch ganz entscheidend, dass der Freiwillige vor Ort selber die Menschen und die Zusammenhänge kennen lernen und das dann wiederum in Deutschland verbreiten kann.



domradio.de: Was genau haben Sie gemacht in Jad Vaschem?

Nickel: Ich habe ganz normal in einer Vollzeitstelle bei der Abteilung Gerechte unter den Völkern gearbeitet. Das ist die Abteilung, die  seit den 50er Jahren weltweit nach Menschen sucht und auszeichnet, die Juden im Holocaust gerettet haben oder sich darum bemüht haben, Juden zu helfen.



domradio.de: Bald geht mit Moritz Povel ein neuer Freiwilliger nach Yad Vashem - was geben Sie ihm mit auf den Weg?

Nickel: In Yad Vashem kann man so viele unterschiedliche Menschen treffen, mehrere hundert Menschen arbeiten dort aus allen gesellschaftlichen und religiösen Zusammenhängen. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er all die Wärme und Freundlichkeit, die Offenheit und das Interesse - dass er all das, was ich dort erfahren habe von den Menschen, auch erfahren wird. Und dass er das wird, da bin ich mir sicher.



Das Gespräch führe Susanne Becker-Huberti.



Hintergrund

Die katholische Kirche finanziert für die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem erneut einen freiwilligen Helfer. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte dazu, die Kirche wolle ein Zeichen setzen und einen weiteren Volunteer zu der Gedenkstätte in Israel schicken. "Als Kirche machen wir damit deutlich: Wir müssen den Weg der Aussöhnung gemeinsam gehen", so Zollitsch. Jeweils zur Hälfte werden sich nach Angaben der Bischofskonferenz der Verband der Diözesen Deutschlands und die Maximilian-Kolbe-Stiftung die Kosten teilen.



Als Volunteer wurde der aus Düren stammende Moritz Povel ausgewählt, der Politik und Wirtschaftswissenschaften in Münster studiert. Er ist der zweite Volunteer, der für die katholische Kirche nach Jad Vaschem geht. Dort ist die zentrale Gedenkstätte Israels, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert.

(dr,kna)