Kirchen kritisieren Türkei wegen Kloster Mor Gabriel

Gegen Enteignung

Die christlichen Kirchen in Deutschland sorgen sich um die Zukunft des mehr als 1.600 Jahre alten Klosters Mor Gabriel in der Türkei. Türkische Gerichte und Behörden seien offenbar dabei, die Existenzgrundlagen dieses bedeutenden syrisch-orthodoxen Klosters zu gefährden, kritisierten die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Mor Gabriel gilt als eines der ältesten christlichen Klöster der Welt  (DR)
Mor Gabriel gilt als eines der ältesten christlichen Klöster der Welt / ( DR )

"Wir erwarten von der türkischen Regierung eine Lösung, die den rechtsstaatlichen Standards entspricht, die von allen Kandidaten für einen Beitritt zur Europäischen Union erfüllt werden müssen", erklärten EKD und Bischofskonferenz. Zugleich appellierten sie an die Bundesregierung, in Ankara vermehrte Anstrengungen anzumahnen, dass "die Religionsfreiheit in der Türkei auch für Kirchen und Christen gewährleistet wird und die Grundlagen ihrer Existenz vom Staat nicht weiter zerstört werden".



Hintergrund ist das kürzlich ergangene Urteil des Kassationsgerichtshofes in Ankara gegen das Kloster. Damit hatte das Gericht ein vorheriges Urteil, das die Eigentumsrechte des Klosters bestätigte, annulliert und dem Staat große Teile des klösterlichen Grundbesitzes übertragen. "Nach unserer Auffassung ignoriert der Kassationsgerichtshof, dass das Kloster seinen Grundbesitz durch gültige Urkunden legitimieren kann, die noch von der Vorinstanz als Eigentumsnachweise anerkannt worden waren", betonen Bischofskonferenz und EKD.



Drohender Abriss von Klostermauern

Sie verweisen darauf, dass schon die lokale Forstbehörde, noch vor dem türkischen Schatzamt, das Kloster in eine kritische Lage gebracht habe, indem sie Teile des Klosterbesitzes zu Waldgebieten erklärt habe, die "als solche angeblich in Staatseigentum stehen".  Als Folge der Entscheidungen der türkischen Behörden droht nun nach Darstellung der Kirchen, dass die Mauern abgerissen werden, die vom Kloster zum Schutz vor Übergriffen, Landraub und Abweidung errichtet wurden. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass "die haltlosen Anschuldigungen gegen das Kirchenoberhaupt Erzbischof Mor Timotheos Samuel Aktas und den Vorsitzenden der Klosterstiftung Kuryakos Ergün, sie hätten sich türkisches Staatseigentum angeeignet, auch noch strafrechtliche Konsequenzen haben könnten".



Das im Jahr 397 gegründete Mor Gabriel ist das wichtigste syrische Kloster in der Tur Abdin-Region im Südosten der Türkei. Die Klosterschule ist von großer Bedeutung für die syrische Sprache und Kultur und für die kirchliche Ausbildung. Etwa zwei Drittel aller in der weltweit verstreuten Diaspora tätigen Geistlichen und Religionslehrer der syrisch-orthodoxen Kirche sind ehemalige Klosterschüler von Mor Gabriel, wie Bischofskonferenz und EKD betonten.