Katholische Büchereiarbeit braucht Investor

Neue Einschnitte

Die katholische Büchereiarbeit in Deutschland steht vor gravierenden Änderungen. Der in Bonn ansässige Borromäusverein, Dienstleister für derzeit rund 2.500 katholische Büchereien in 15 Bistümern außerhalb Bayerns und Ostdeutschlands, muss sich erneut einer schmerzhaften Reform stellen.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Für die Arbeit der 24.000 meist ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Katholischen öffentlichen Büchereien sollen sich die Auswirkungen aber in Grenzen halten. Die Dienstleistungen für das kirchliche Bibliothekswesen sollen erhalten und langfristig gesichert werden, verspricht der Direktor des Vereins, Rolf Pitsch. Gegründet wurde der "Verein vom heiligen Karl Borromäus" 1845 mit dem Ziel der "Belebung christlicher Gesinnung" und der "Verbreitung guter Schriften". Seele des Unternehmens war der Jurist und Zentrumspolitiker August Reichensperger. Die Statuten zielten auf eine breite Volksbildung. In den vergangenen Jahren musste der traditionsreiche Verein mehrfach Einschnitte hinnehmen. 2003 schloss er seine Fachhochschule für das Bibliothekswesen. 2005 gab er seinen Logistikbereich an einen Dienstleister ab. 15 Angestellte und 15 geringfügig Beschäftigte wurden entlassen.



Hintergrund der neuen Einschnitte sind die durch das Internet ausgelösten Veränderungen im Buchhandel und die seit Jahren sinkende Zahl katholischer und öffentlicher Büchereien. Auch durch Zusammenlegung von Pfarrgemeinden hat sich die Zahl katholischer Büchereien im Bereich des Borromäusvereins in den vergangenen 15 Jahren um 10 Prozent verringert. Deshalb hätten die 15 Diözesen, die den Borromäusverein tragen, beschlossen, die wirtschaftlichen Risiken zu verringern, so Pitsch. Um gleichzeitig die inhaltliche Beratung und Betreuung zu stärken.



Inhaltliche Arbeit wird ausgeweitet

Die Folge: Die erst 2009 gegründete "borro medien gmbh", die die Büchereien mit Medien, Werbemitteln und Ausstellungsmaterialien versorgte und auch kleinere kommunale Büchereien als Kunden gewann, soll an einen Investor verkauft werden. Der potenzielle Käufer habe zugesagt, die Service-Leistungen im bisherigen Umfang erhalten zu wollen, so Pitsch. Ein Vertrag ist allerdings noch nicht unterschrieben. Offen ist deshalb auch, ob sich Medienberichte bestätigen, nach denen 8 der 30 Mitarbeiter die Kündigung erhalten. Fest steht aber, dass das 1913 erbaute repräsentative Borromäushaus in Bonn verkauft werden soll. "Wenn es nach uns geht, bleiben wir aber als Mieter", formuliert der Direktor einen Wunsch.



Aufgestockt werden soll künftig die inhaltliche Arbeit des Borromäusvereins für die katholische Büchereiarbeit. 9 statt bislang 5 Mitarbeiter sollen zusammen mit dem in Bayern tätigen Sankt-Michaelsbund die Medienempfehlungen und die Bildungsangebote für die Büchereimitarbeiter in den katholischen Büchereien koordinieren. Zusätzlich sollen die Online-Angebote für die Büchereien und literarisch Interessierten ausgebaut werden. Ob sich der Abwärtstrend aufhalten lässt? Pitsch rechnet damit, dass sich die Zahl der katholischen Büchereien im Zug der Strukturveränderungen in den Diözesen weiter verringern wird. Dennoch sieht er in den Reformbeschlüssen auch ein klares Bekenntnis der Bistümer zu den Büchereien. In vielen Gemeinden seien sie Kristallisationspunkte für kirchliches und gesellschaftliches Engagement.