Erzbischof Zollitsch über Erwartungen an den Papstbesuch

"Hirte, Seelsorger und großer Theologe"

Papst Benedikt XVI. kommt im September zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch spricht von einem historischen Ereignis und zeigt sich im Interview mit dem Stand der Vorbereitungen zufrieden.

Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Robert Zollitsch (KNA)
Papst Benedikt XVI. und Erzbischof Robert Zollitsch / ( KNA )

KNA: Herr Erzbischof, Sie haben Benedikt XVI. vor kurzem in Rom persönlich getroffen. Ist der Heimatbesuch für ihn etwas Besonderes?

Zollitsch: Ganz sicher. Es ist sein erster offizieller Besuch hier in Deutschland. Aber bei allen roten Teppichen und protokollarischen Herausforderungen müssen wir uns bewusst machen: Der Papst kommt in sein Heimatland. Benedikt XVI. ist ja ein sehr heimatverbundener Mensch und als Kardinal hatte er sich seinen Lebensabend ganz anders vorgestellt - nämlich im Ruhestand in Deutschland. Deshalb freut er sich jetzt, einige Tage "nach Hause" zu kommen - auch wenn das Programm sehr anstrengend werden wird. Und dabei wollen wir ihm gute Gastgeber sein.



KNA: Welche Signale für die deutsche Kirche, aber auch darüber hinaus erhoffen Sie sich von seinem Besuch?

Zollitsch: Eine Ermutigung für unsere Kirche in Deutschland und eine Stärkung im Glauben. Wir stehen inmitten großer Umbrüche und vor vielen Herausforderungen. Ich bin überzeugt, dass der Besuch von Papst Benedikt den Blick nach vorn richtet und er uns ermutigt, Wege zu finden, hier und heute das Evangelium zu verkünden und die Menschen für den Glauben an Jesus Christus zu begeistern. Das Motto der Reise weist entscheidend darauf hin, worauf es ankommt: "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Papst Benedikt kommt als Hirte, als Seelsorger und als großer Theologe. Für mich ist dieser Besuch auch eine wichtige Station bei unserem Gesprächsprozess. Seine Impulse werden unsere Gebete und Gespräche in der Kirche in Deutschland und darüber hinaus prägen.



KNA: Was wird den Papstbesuch auszeichnen, damit er nicht allein als Massenveranstaltung und Event in Erinnerung bleibt?

Zollitsch: Es kommt entscheidend auf seine Botschaft, auf seine Worte und Impulse an. Ob Benedikt XVI. diese vor Tausenden oder vor zehn Personen vorträgt, sie haben stets Tiefgang und Weitblick. Und gerade seine großartige Gabe, die Texte der Heiligen Schrift den Menschen von heute zu erschließen, wird bei vielen nachhaltig in Erinnerung bleiben. Da bin ich mir sicher.



KNA: Zur konkreten Organisation: Liegen die vielen an der Vorbereitung beteiligten Gremien und Institutionen im Zeitplan?

Zollitsch: Die Organisation einer Papstreise in drei Bistümern - mit einem hohen Abstimmungsaufwand gegenüber staatlichen Stellen, Genehmigungsbehörden und in der Kirche selbst - ist natürlich eine große Herausforderung. Wir liegen mit den Vorbereitungen gut im Zeitplan, auch wenn man vor Überraschungen nie sicher ist. Ein Beispiel dafür ist etwa der notwendig gewordene Einsatz des Kampfmittelräumdienstes auf dem Flughafengelände in Freiburg.



Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir alles rechtzeitig schaffen werden: in Berlin, Erfurt und bei uns in Freiburg. Mich beeindruckt sehr das Engagement in den Bistümern und vor allem auch bei den Mitarbeitern in den staatlichen Behörden. Sie tragen wesentlich zu einem Gelingen des Papstbesuchs bei. Dafür bin ich dankbar.



KNA: Was bedeutet es für das Erzbistum Freiburg, dass erstmals ein Papst in den Breisgau kommt?

Zollitsch: Es ist in der Tat ein historisches Ereignis, das wir miterleben dürfen. Das wird den Menschen immer mehr bewusst - nicht nur den engagierten Katholiken. Wir wollen alles dafür tun, dass wir für die Gäste ebenso wie für den Heiligen Vater selbst gute Gastgeber sind.



KNA: Was ist für Sie persönlich der Höhepunkt des viertägigen Besuchsprogramms?

Zollitsch: Natürlich freue ich mich besonders über den Besuch des Heiligen Vaters hier in Freiburg. Ich werde Papst Benedikt auf seiner ganzen Reise begleiten. Da hat jeder seine eigenen Höhepunkte - ob die Rede im Deutschen Bundestag oder der Besuch in der Diaspora einer Diözese in den neuen Bundesländer. Sie dürfen mir glauben, dass ich auf alles sehr gespannt bin.



Interview: Volker Hasenauer