Im Eichsfeld wächst die Freude auf den Papstbesuch

"Wir werden berühmt"

Die Straßen schlängeln sich durch Wälder und Wiesen, vorbei an Windrädern und Strommasten. Immer schmaler werden sie in Richtung auf die 500-Seelen-Gemeinde Steinbach im Eichsfeld. Am 23. September wird die ganze Welt auf die Region im Nordwesten Thüringens schauen, wenn Papst Benedikt XVI. die nahe gelegene Marienwallfahrtskapelle Etzelsbach besucht.

Autor/in:
Paul Sklorz
 (DR)

Klein und unscheinbar wirkt das 1898 in neugotischen Formen errichtete Gotteshaus aus rotem Backstein inmitten einer hügeligen Feldlandschaft. Vögel zwitschern, Blätter rauschen. Von weitem ist die Autobahn 38 zu hören, die Göttingen und Leipzig verbindet. Bis auf ein Gästebuch mit einem Bild Benedikts XVI. weist bislang nichts darauf hin, dass hier das Oberhaupt der katholischen Kirche zu Gast sein und mit zehntausenden Teilnehmern einen Vespergottesdienst halten wird. Alle erwarten auch Worte der Anerkennung für die Glaubenstreue der Eichsfelder in der Zeit der DDR. Neben der sächsischen Oberlausitz ist diese Region die einzige in Ostdeutschland mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung.



"Ich freue mich schon riesig", versichert Franz-Xaver Stubenitzky. Der 59-Jährige ist seit sieben Jahren Pfarrer in Steinbach. Pferdewallfahrten und Fahrzeugsegnungen sind sonst die Höhepunkte im Etzelsbacher Wallfahrtskalender. Nun kommt das Oberhaupt von weltweit über einer Milliarde Katholiken. Rechtzeitig vor seiner Visite sollen zwei eigens angefertigte Bronze-Reliefs von ihm und seinem Vorgänger Johannes Paul II. das Kapellentor schmücken.



Hilfe aus Erfurt

Die Vorbereitungen können die Eichsfelder verständlicherweise nicht alleine stemmen. "Ich bin froh, dass mir die meiste Arbeit von den Planungsstäben in Erfurt abgenommen wird", betont Stubenitzky, der an der liturgischen Vorbereitung der Papstandacht mitwirkt. Nach bisheriger Planung wird mit rund 50.000 Pilgern in Etzelsbach gerechnet. Die Felder um die Kapelle sollen ihnen genug Platz bieten. Erwartet werden schließlich nicht nur Wallfahrer und Schaulustige aus dem Norden Thüringens, sondern auch aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. So kündigte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle bereits an, mit einer Gruppe aus seinem Bistum aus dem neun Kilometer entfernten Duderstadt zu Fuß nach Etzelsbach zu pilgern.



Die Weitläufigkeit des Ortes war ein wichtiger Grund dafür, dass der Vatikan für den Abstecher Benedikts XVI. ins Eichsfeld Etzelsbach wählte. Für die Wallfahrtskapelle sprach zudem ihre gut 60 Zentimeter hohe Pieta. Das Gnadenbild Marias mit dem gekreuzigten Jesus stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert. Der Überlieferung nach fand es ein Bauer beim Pflügen auf dem Feld und nahm das zum Anlass, eine erste Wallfahrtskapelle an diesem Ort zu errichten.



Einmaliges Erlebnis

Viele Steinbacher und andere Einwohner des katholisch geprägten Eichsfelds fiebern schon dem Tag entgegen, an dem Benedikt XVI. am späten Nachmittag aus der Landeshauptstadt Erfurt kommend mit dem Hubschrauber einschwebt. "Die meisten wollen dabei sein, wenn der Papst die Kapelle besucht. In meinem Leben kommt der nicht noch einmal hierher", sagt der Busfahrer der Linie 3, Adrian Hartmann. Und ein Fahrgast wirft ein: "Wir werden berühmt!"



Auch bei Pfarrer Stubenitzky wächst die Spannung. Trotz sorgfältiger Vorbereitungen bleibt die Sorge, dass etwas schiefgehen könnte. So steht sein Wunsch nach einem reibungslosen Verlauf des hohen Besuches an erster Stelle. Dazu hat er noch einen ganz besonderen für diesen Septemberabend: "Einen Sonnenuntergang, der Benedikt XVI. und die vielen Pilger erwärmt."