Bischöfe lassen Missbrauchsfälle wissenschaftlich erforschen

Unter welchen Umständen Täter?

Die Deutsche Bischofskonferenz will den Missbrauchsskandal jetzt auch wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Sie stellt dazu diese Woche zwei neue Studien vor. An einer ist der Kriminologe Christian Pfeiffer beteiligt. Das ZdK begrüßt die Initiative.

 (DR)

Als Teil einer Gesamtkonzeption sei dies ein "richtiger und konsequenter Ansatz, die Ursachen des Missbrauchsskandals aufzuarbeiten, sie zu beseitigen und künftige Fälle verhindern zu helfen", sagte der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper der "Frankfurter Rundschau" am Montag (11.07.2011). Die katholische Kirche sei noch nicht heraus aus der Krise, aber sie mache ihre Hausaufgaben. "Damit kann die Kirche Vorbildfunktion für andere Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen übernehmen", so Vesper weiter.



Am Mittwoch will die Bischofskonferenz in Bonn zwei neue Forschungsprojekte vorstellen, die verlässliche Informationen zu den Fällen des Missbrauchs, zu Vorgehensweise und Motiven der Täter und den Opfererfahrungen liefern sollen. Die auf drei Jahre angelegten Untersuchungen sollen vor allem zu einer wirksameren Vorbeugung vor sexuellem Missbrauch beitragen.



Zugriff auf sämtliche Personalakten

Neben dem Trierer Bischof Stephan Ackermann als Beauftragtem der Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs sind der Kriminologe Christian Pfeiffer und der Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie der Universität Duisburg-Essen, Norbert Leygraf, in die Projekte eingebunden. Die Forschungsprojekte sind eine weitere Säule zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Im vergangenen Jahr hatte die Bischofskonferenz sowohl eine Entschädigungslösung als auch ein Präventionskonzept für katholische Einrichtungen beschlossen. Außerdem wurden die Leitlinien für den Umgang mit den Tätern verschärft.



Wie der "Spiegel" berichtete, werden die Bischöfe dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) in allen 27 Diözesen Zugriff auf sämtliche Personalakten der vergangenen zehn Jahre gewähren, zusätzlich in neun der 27 Bistümer sogar bis ins Jahr 1945. Vorgesehen sei auch, allen noch erreichbaren Opfern einen Fragebogen auszuhändigen, in dem sie Angaben zu dem Vorfall machen können. In einer zweiten Runde seien bei Interesse auch noch ausführliche Interviews geplant - ebenso mit Tätern, die dazu bereit sind.