Erzbischof Zollitsch erinnert an Himmelfahrt an Maria als Vorbild und Begleiterin

Eine "Frau des Aufbruchs"

Die Euro-Krise und die Turbulenzen an den Börsen machen nach Ansicht von Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch sichtbar, "dass wir in vielen Bereichen keine klaren Ziele und keine ansprechenden und motivierenden Perspektiven haben". Jeder wisse, "wie wichtig es ist, ein Ziel zu haben; zu wissen, was wir wollen und wohin wir wollen", sagte der Erzbischof am Montag im Freiburger Münster.

 (DR)

Dies werde nicht nur deutlich, "wenn Parteimitglieder ihre Partei nach ihren Werten, ihrem Profil und ihren politischen Zielen fragen". Es werde auch "erschreckend bewusst, wenn wir uns die immensen Schulden der Länder im Euro-Raum vor Augen halten oder an die geradezu irrationalen Börsenschwankungen der letzten Wochen denken."



In seiner Predigt zum Fest Mariä Himmelfahrt sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wörtlich: "Wir meinten allzulange, alles selbst machen zu können, und erschrecken nun. Unterschwellig bestimmen Unsicherheit und Angst die Börsen und die Aktienkurse, obwohl die Entwicklung der Wirtschaft uns anders reagieren lassen müsste." Die Deutschen schienen dabei geradezu Meister zu sein. "Nicht von ungefähr spreche man in den USA von der German Angst." Angst und Egoismus bestimmten viele Bereiche der Welt.



Nach Ansicht des Erzbischofs von Freiburg täte es gut, sich an einem Fest wie Maria Himmelfahrt zu besinnen: "Es führt uns nicht nur in Maria vor Augen, welches Ziel uns Menschen verheißen und geschenkt ist. Es zeigt uns auch, wie ein Mensch, Maria, im Blick auf die große Verheißung Gottes, sich von Gott den Weg führen ließ - durch Licht und Dunkel, in Freude und Not." Maria sei in ihre Zeit hineingestellt worden und es sei ihr nichts erspart geblieben: Christen seien herausgefordert, auch heute den "Pilgerweg des Glaubens" zu gehen: "Wir haben uns unsere Zeit nicht ausgesucht und nicht selber gewählt. Doch sie ist uns aufgetragen und wir spüren die Herausforderungen. Es gibt keine Alternative dazu: Wir müssen uns ihnen stellen."



Aufeinander und miteinander auf Gott hören

Deshalb haben die Bischöfe nach den Worten von Zollitsch zu einem Dialog- und Gesprächsprozess eingeladen: "Wir wollen Hörende sein wie Maria und verstärkt aufeinander und miteinander auf Gott hören", so Zollitsch. "Gott hat auch heute mit uns und mit unserer Zeit etwas vor. Kirche ist bereit - so wie es das Leitwort des Katholikentags im kommenden Jahr in Mannheim vorgebt - einen neuen Aufbruch zu wagen."



Es sei wichtig, so Zollitsch,"dass wir in unserer Kirche, und auch in unserem Land, ja weltweit, aufeinander zugehen und unter Achtung voreinander auf Gott und aufeinander hören, um uns so von Gott den Weg im Heute und für die Zukunft zeigen zu lassen." Der Weltjugendtag in Madrid sei dafür ein lebendiges Beispiel: "Wo junge Menschen im Glauben getragen offen und respektvoll aufeinander zugehen, da geschieht ein Fest des Glaubens und der Gemeinschaft." Dies sei ein "Gegenentwurf zu den Krawallen und Plünderungen", die englische Städte derzeit erschüttern.



Maria: Vorbild und Begleiterin

Alle Christen sind nach den Worten des Erzbischofs von Freiburg eingeladen, "angesichts des Wandels und der Herausforderungen, vor denen wir stehen, die Hände nicht resigniert in den Schoß zu legen und uns nostalgisch in eine heile Welt, die es nie gab, zurückzuträumen."

Für wirklich Glaubende gebe es nur das Eine: "Im Vertrauen auf Gottes Führung aufzubrechen und den Umbruch und die Zukunft aktiv zu gestalten." Maria, die Patronin der Erzdiözese und des Freiburger Münsters, sei dabei Vorbild und Begleiterin bis heute: Sie sei "Frau des Aufbruchs - Mutter auch unseres Aufbruchs und ist dabei unsere Wegbegleiterin. Schauen wir auf sie und vertrauen wir uns ihr an."



Die katholische Kirche feiert das Fest Maria Himmelfahrt jedes Jahr am 15. August. An diesem Tag gedenken die Christen der Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel.