Zum 15. Mal veranstaltet Renovabis den Internationalen Kongress

Austausch zwischen Ost und West

Das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis veranstaltet seinen dreitägigen "Internationalen Kongress" seit heute zum 15. Mal. Weit über 300 Teilnehmer, allesamt Förderer des Dialogs zwischen Ost und West aus 29 europäischen Ländern, kommen nach Freising um sich bei Fachvorträgen und Workshops auszutauschen. Thema ist dieses Jahr der Umbruch von ländlichen Räumen.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Die Teilnehmer wollen diskutieren, vor welchen Herausforderungen Länder in Mittel- und Osteuropa stehen: Wie wirkt es sich etwa auf die Lebens- und Glaubenswelt der Menschen aus, dass Strukturförderung häufig vor allem den Metropolen zugutekommt, nicht der sogenannten Provinz? Im Fokus steht dabei die Situation in Ungarn, Polen und Bosnien-Herzegowina.



Als Hauptredner werden die polnische Europaparlaments-Abgeordnete Danuta Hübner und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, erwartet. Auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige und der polnische Bischof von Elk, Jerzy Mazur, wollen kommen. Politik- und Kirchen-Vertreter schätzen die Veranstaltung und unterstreichen stets aufs Neue, wie wertvoll die Arbeit von Renovabis für ein zusammenwachsendes Europa sei.



Verlässliche Perspektive für die Zukunft sichern

So betont etwa der Präsident der Europäischen Kommission, Jose Manuel Barroso, in seinem Grußwort, den Menschen im ländlichen Raum müsse eine verlässliche Perspektive für die Zukunft gesichert werden. Dies sei nicht nur eine landwirtschaftliche, sondern vielmehr eine soziale Frage. Die ländlichen Gebiete versorgten die Menschen mit Rohstoffen, seien Orte der Ruhe und Erholung und unterstützten als "grüne Lungen" den "Kampf gegen den Klimawandel".



Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht angesichts stark veränderter Lebensbedingungen auf dem Land alle gesellschaftlichen Kräfte gefragt. Vor allem aber die Kirchen leisteten dabei einen "unverzichtbaren Beitrag". Für den Heiligen Stuhl übersandte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, seine Grüße. Er bedauerte den Verlust der angestammten Heimat "von Millionen von Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben". Andererseits könne der ersehnte interkonfessionelle Dialog zwischen Orthodoxen, Katholiken und Protestanten spiritueller Not womöglich abhelfen.



Schon beim ersten Kongress im Jahr 1997 war der Erfahrungsaustausch zwischen Christen aus dem Westen und Osten, aber auch zwischen "Ost und Ost" ein wichtiges Anliegen. Eine besondere Rolle kam dabei immer auch der Ökumene zu. Sie war genauso einmal Hauptthema wie "Religion und Nation" oder zuletzt die Ökologie. Genauso vielfältig ist auch der Einsatz der Spenden. Seit 1993 half Renovabis in 29 Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa bei der Verwirklichung von rund 17.600 Projekten mit einem Gesamtvolumen von fast 520 Millionen Euro.



Freisinger Domberg als Veranstaltungsort

Die Partner werden bei der pastoralen, sozialen und gesellschaftlichen Erneuerung ihrer ursprünglich kommunistischen Länder unterstützt. Dazu gehören integrative Schulen in Litauen und ökumenische Familienfreizeiten in Serbien genauso wie Solaranlagen für kirchliche Einrichtungen in Polen oder die interreligiöse Jugendarbeit in Tadschikistan.



Der Freisinger Domberg als Veranstaltungsort des Kongresses und Sitz von Renovabis kann historisch gesehen nicht passender sein. Dort entstanden im 10. Jahrhundert die "Freisinger Denkmäler". Auf ihnen ist in slowenischer Sprache niedergeschrieben: "Dir, oh gnädiger Gott, übergebe ich all meine Worte und meine Werke und meine Gedanken und mein Herz und meinen Leib und mein Leben und meine Seele." Das Schriftstück gilt als kostbarstes Zeugnis einer Seelsorge, die von Freising aus unter den Slowenen wirksam wurde. Ihre Botschaft hat über Jahrhunderte hinweg bis heute seine Bedeutung behalten.



Renovabis und domradio.de

Renovabis und domradio.de sind seit vielen Jahren Partner. Am 12. September sendet domradio.de die Sendung Weltweit zum Thema "Umbruch von ländlichen Räumen". Im Interview dann u.a. ZdK-Präsident Alois Glück und Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Stefan Dartmann SJ.