Plädoyer für Integration und ökumenische Verbundenheit

Kirchen in NRW eröffnen Interkulturelle Woche

Mit einem Plädoyer für mehr Offenheit gegenüber fremden Kulturen ist am Sonntag in Duisburg die Interkulturelle Woche in Nordrhein-Westfalen eröffnet worden. Die Interkulturelle Woche rückt in diesem Jahr unter dem Motto "Ich will s wissen!" das Thema Bildungsgerechtigkeit für Kinder aus Zuwanderungsfamilien in den Mittelpunkt.

 (DR)

Aktive Einwanderungspolitik und Integration seien sowohl ein Gebot der Bibel als auch der Vernunft, mahnte der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz, im Eröffnungsgottesdienst in der Kreuzeskirche im Duisburger Stadtteil Marxloh.



Henz beklagte, es gebe viele Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Asylbewerbern. Doch von den vielen Hungerflüchtlingen etwa Somalia komme "nur ein Bruchteil" nach Deutschland. Dabei seien sie nicht nur Opfer der politischen Verhältnisse im eigenen Land, "sondern die ersten Opfer der Klimakatastrophe, die die wenigen reichen Industrienationen, darunter federführend wir Deutschen, veranlasst haben".



Zugleich begrüßte der Stellvertreter des westfälischen Präses Alfred Buß das geplante nordrhein-westfälische Integrationsgesetz, das zum 1. Januar 2012 in Kraft treten soll. Es sieht vor, Migrantenverbände zu fördern und die Bildungs- und Berufsberatung für Zuwanderer zu verbessern. Auch angesichts der demographischen Entwicklung sei Deutschland auf Einwanderer dringend angewiesen, ansonsten drohe "die Vergreisung der Bundesrepublik", sagte Henz. Er forderte eine deutliche Verbesserung der Bildungschancen für Migranten. Begegnungen und "ein gewolltes gegenseitiges Kennenlernen" seien dafür unerlässlich. Die Bleiberechtsregelungen für Flüchtlinge und Asylbewerber sollte nach seiner Ansicht "stärker ausgereizt" werden.



Der katholische Pfarrer Michael Kemper von der Duisburger Kirche St. Peter und Paul erklärte, die Religionen hätten "Verantwortung und gute Voraussetzungen, das interreligiöse und interkulturelle Miteinander zu wagen". Als Vertreter der Duisburger Merkez Moschee warb Hüseyin Cetin in einem Grußwort für die gegenseitige Akzeptanz der Religionen. Nur so könnten Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität für die nächsten Generationen gesichert werden.



Geduld in der Sache

In einer anschließenden Diskussionsveranstaltung mahnte der langjährige frühere Oberbürgermeister von Duisburg, Josef Krings, zu mehr Geduld in der Sache. "Integration ist eine Daueraufgabe", sagte Krings. Henz kritisierte, dass es in Bildungsfragen noch viele Probleme in den Schulen gebe. Er räumte aber ein, dass es auf Seiten von Einheimischen und Migranten extremistische "Gruppierungen gibt, vor denen man zu Recht Angst hat." Die Gesellschaft sollte "den Mut haben, auch über diese Probleme zu sprechen."



Die landesweite Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Deutschen Bischofskonferenz und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie wird unter anderem von Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden mitgetragen. Die bundesweite Auftaktveranstaltung ist am 30. September in Braunschweig. Rund 4.000 Veranstaltungen sind in mehr als 400 Städten, Landkreisen und Gemeinden geplant.