Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai gestorben

Mutter der Bäume

Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin von 2004 und kenianische Umweltschützerin, ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Die zwischenzeitliche stellvertretende kenianische Umweltministerin erlag am Sonntagabend in einem Krankenhaus in Nairobi einem Krebsleiden.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Sie nannten sie "Mama Miti", die Mutter der Bäume. Als erste Afrikanerin erhielt die damalige stellvertretende kenianische Umweltministerin Wangari Maathai 2004 den Friedensnobelpreis, insbesondere für ihren gewaltlosen Einsatz für Umweltschutz und Menschenrechte. Auf ihre Initiative hin pflanzten Frauen in Kenia und dem südlichen Afrika mehr als 40 Millionen Bäume. Am Sonntagabend ist Maathai im Alter von 71 Jahren in einem Krankenhaus in Nairobi an Krebs gestorben.



1977 hatte die "schwarze Grüne" in Kenia die Grün-Gürtel-Bewegung gegründet und in mühsamer Aufbauarbeit nicht nur das ökologische, sondern auch das politische Bewusstsein der Bevölkerung, insbesondere der Frauen, geschärft. Sie wurde eingesperrt, verprügelt und verfolgt - und hat sich doch von der korrupten Politikerklasse nicht unterkriegen lassen.



Die Wurzeln für Maathais Engagement liegen auch in ihrer katholischen Erziehung und einem Aufenthalt in Deutschland: Das jedenfalls schildert Kenia-Experte Stefan Ehlert in seiner Biografie über Maathai. Danach schrieb die Nobelpreisträgerin den Impuls, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, ihrer katholischen Ordensschule in Limuru nahe Nairobi, zu. Auch als die Professorin für Tier-Anatomie 1960 ein Stipendium für die USA erhielt, wechselte sie auf ein College der Benediktinerinnen. Bei den Nonnen habe sie den "Sinn für tiefe Hingabe und Abstand zu den materiellen Dingen der Welt" gewonnen, schreibt ihr Biograf.



Die Erfahrungen mit Deutschland zwischen 1967 und 1969 waren weit zwiespältiger: So erlebte die Kenianerin während eines Studienaufenthalts die Aufbruchstimmung der Studentenbewegung. Gleichzeitig lernte sie im Münchener Umland die Vorzüge einer nachhaltigen Forstwirtschaft kennen. Andererseits aber machte sie auf der Zimmersuche in Gießen schlechte Erfahrungen mit rassistischen Vermietern, die ihr die Nase vor der Tür zuschlugen.



Ihrer Zeit immer ein Stück voraus

Maathai war ihrer Zeit immer ein Stück voraus. Als erste Frau Ostafrikas erhielt sie einen Doktortitel in Biologie, wurde 1971 die erste Professorin für Veterinäre Anatomie und später Dekanin ihres Fachbereichs an der Universität von Nairobi. Trotz dieser ungewöhnlichen Karriere war ihr Weg keinesfalls gerade: Denn die dreifache Mutter legte sich immer wieder mit dem autoritären Regime von Präsident Daniel arap Moi an, das erst 2002 abgewählt wurde.



Wahrung der Menschenrechte, Emanzipation der Frauen, Gewaltlosigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Demokratie waren die Ziele, für die Maathai vor allem in den 90er Jahren immer wieder ohne Anklageerhebung verhaftet wurde. 1992 beispielsweise protestierte sie zusammen mit Müttern von politischen Gefangenen mit einem Hungerstreik gegen willkürliche Verhaftungen - und wurde prompt zusammengeschlagen. Auch privat brachte sie Opfer: Ihr Ehemann trennte sich von ihr. Sie sei "zu gebildet, zu starrköpfig, zu mächtig und zu erfolgreich".



Stellvertretende Umweltministerin

2002 verzeichnete Maathai ihren größten politischen Erfolg. Die sogenannte Regenbogenkoalition von Oppositionsparteien löste die Regierung Moi ab. Maathai wurde ins Parlament gewählt. Der neue Präsident Mwai Kibaki ernannte sie zur stellvertretenden Umweltministerin - ein hohes Amt, das ihr aber nach Einschätzung ihres Biografen keine Entscheidungskompetenzen gab, sondern sie eher fesselte. Maathai, die unter anderem mit dem Petra-Kelly-Preis der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, hatte das Ministeramt bis 2005 inne.



Während Maathais Engagement für den Umweltschutz allgemein anerkannt war, sah sie sich wegen Aussagen zu Aids in der Kritik. 2004 soll sie nach Medienberichten behauptet haben, Aids sei von weißen Wissenschaftlern gegen Afrikaner entwickelt worden. Wenige Monate später allerdings stellte sie klar, dass sie "weder sage noch glaube, dass das Virus von Menschen mit weißer Hautfarbe oder von weißen Rassisten im Zusammenhang mit der Auslöschung der Afrikaner geschaffen wurde. Solche Ansichten sind boshaft und destruktiv".



Weltweites Bedauern

Ihr Tod löste im In- und Ausland Bedauern aus. Der kenianische Vize-Präsident Kalonzo Musyoka sprach von einem Verlust für Kenia. UN-Umweltchef Achim Steiner bezeichnete Maathai als "Naturgewalt", die für ihre Aktivitäten Leib und Leben riskiert habe. Ihre "Grüngürtel-Bewegung" habe mehr als 30 Millionen Bäume in Afrika gepflanzt.



Die Grünen in Deutschland würdigten die Umweltschützerin als Kämpferin für eine gerechtere Welt. "Wangari Maathai hat bewiesen, dass das Pflanzen von Bäumen Revolutionen auslösen kann", erklärten die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin.