Auszüge aus dem Motu proprio zum "Jahr des Glaubens"

"Die Tür des Glaubens steht uns immer offen"

Papst Benedikt XVI. hat zum 50. Jahrestag der Konzilseröffnung ein "Jahr des Glaubens" ausgerufen. Hier Auszüge aus dem Motu proprio, mit dem er Ziele und Bedeutung der Initiative erläutert, in der vatikanischen Übersetzung.

 (DR)

1. Die "Tür des Glaubens" (vgl. Apg 14,27), die in das Leben der Gemeinschaft mit Gott führt und das Eintreten in seine Kirche erlaubt, steht uns immer offen ...



2. Vom Anfang meines Dienstes als Nachfolger Petri an habe ich an die Notwendigkeit erinnert, den Weg des Glaubens wiederzuentdecken, um die Freude und die erneute Begeisterung der Begegnung mit Christus immer deutlicher zutage treten zu lassen. ... Nun geschieht es nicht selten, dass die Christen sich mehr um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen ihres Einsatzes kümmern und dabei den Glauben immer noch als eine selbstverständliche Voraussetzung des allgemeinen Lebens betrachten. In Wirklichkeit aber besteht diese Voraussetzung nicht nur nicht mehr in dieser Form, sondern wird häufig sogar geleugnet. Während es in der Vergangenheit möglich war, ein einheitliches kulturelles Gewebe zu erkennen, das in seinem Verweis auf die Glaubensinhalte und die von ihnen inspirierten Werte weithin angenommen wurde, scheint es heute in großen Teilen der Gesellschaft aufgrund einer tiefen Glaubenskrise, die viele Menschen befallen hat, nicht mehr so zu sein ...



4. Im Licht all dessen habe ich entschieden, ein Jahr des Glaubens auszurufen. Es wird am 11. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, beginnen und am Christkönigssonntag, dem 24. November 2013, enden. Auf das Datum des 11. Oktobers 2012 fällt auch das 20-jährige Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche. ... Und gerade die Vollversammlung der Bischofssynode ist von mir für den Oktober 2012 zum Thema "Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens" einberufen worden. Das wird eine günstige Gelegenheit sein, um das gesamte kirchliche Gefüge in eine Zeit der besonderen Besinnung und der Wiederentdeckung des Glaubens zu führen ...



5. ... Ich war der Meinung, den Beginn des Jahres des Glaubens auf das Datum des 50. Jahrestags der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zu legen, könne eine günstige Gelegenheit bieten, um zu begreifen, dass die von den Konzilsvätern als Erbe hinterlassenen Texte gemäß den Worten des seligen Johannes Paul II. "weder ihren Wert noch ihren Glanz verlieren. Sie müssen auf sachgemäße Weise gelesen werden" ... Wenn wir es (das Konzil, Anm. d. Red.) mit Hilfe der richtigen Hermeneutik lesen und rezipieren, dann kann es eine große Kraft für die stets notwendige Erneuerung der Kirche sein und immer mehr zu einer solchen Kraft werden ...



6. Die Erneuerung der Kirche geschieht auch durch das Zeugnis, das das Leben der Gläubigen bietet: Die Christen sind nämlich berufen, mit ihrer Existenz in der Welt das Wort der Wahrheit, das der Herr uns hinterlassen hat, leuchten zu lassen ... Aus dieser Sicht ist das Jahr des Glaubens eine Aufforderung zu einer echten und erneuerten Umkehr zum Herrn, dem einzigen Retter der Welt ...



8. ... Wir wollen dieses Jahr in würdiger und schöpferischer Weise feiern. (...) Wir werden die Gelegenheit haben, den Glauben an den auferstandenen Herrn in unseren Kathedralen und in allen Kirchen der Welt, in unseren Häusern und bei unseren Familien zu bekennen. (...) Die Ordensgemeinschaften sowie die Pfarrgemeinden und alle alten wie neuen kirchlichen Realitäten werden Gelegenheit finden, in diesem Jahr das Credo öffentlich zu bekennen...



12. In diesem Jahr kann deshalb der Katechismus der Katholischen Kirche ein wirkliches Instrument zur Unterstützung des Glaubens sein. (...) Zu diesem Zweck habe ich die Kongregation für die Glaubenslehre beauftragt, in Absprache mit den zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls eine Note zu erstellen, mit der der Kirche und den Gläubigen einige Hinweise gegeben werden, um dieses Jahr des Glaubens auf höchst wirksame und geeignete Weise im Dienst des Glaubens und der Evangelisierung zu leben ...