Caritas im Erzbistum Köln fördert Männer im Erzieherberuf

Traut euch!

Der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln will gezielt Männer für die Erzieherarbeit in Kindertagesstätten gewinnen. Damit solle dem Aufwachsen von Kindern ohne männliche Bezugspersonen entgegengewirkt werden. Mit einem neu startenden dreijährigen Projekt unter dem Titel "MAIK - Männer arbeiten in Kitas" soll gezeigt werden, dass der Erzieherberuf auch für Männer interessante Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Die Ausnahme: Ein Erzieher / © Boecker
Die Ausnahme: Ein Erzieher / © Boecker

"MAIK" gehört zum Bundesprojekt "MEHR Männer in Kitas", das mit insgesamt 13 Millionen Euro vom Bundesfamilienministerium und dem EU-Sozialfonds gefördert wird. Rund 98 Prozent aller Fachkräfte im Kitabereich sind weiblich. "Das ist eindeutig zu wenig, das muss sich ändern", meinte Helmut Loggen, stellvertretender Diözesan-Caritasdirektor im Kölner Erzbistum. Umfragen zeigten: Eltern wünschen sich, dass Erzieherinnen und Erzieher ihre Kinder betreuen.



In 16 Modellprojekten mit 1.300 Kitas in 13 Bundesländern will man bis Ende 2013 die Weichen dafür stellen, mehr Erzieher für Kitas zu gewinnen. Der Europäische Sozialfonds (ESF) und das Bundesfamilienministerium fördern die Initiative, und die Koordinationsstelle "Männer in Kitas" mit Sitz in Berlin arbeitet seit Anfang 2010 mit verschiedenen Partnern daran, Männern die Türen der Kitas zu öffnen.



"Wenn männliche Vorbilder fehlen, ist das für Jungen und Mädchen gleichermaßen eine Benachteiligung", findet Dieter Loppnow, der schon seit 1989 als Erzieher arbeitet. Es sei viel besser, wenn Kinder sich männlichen und weiblichen Bezugspersonen zuwenden könnten und das Zusammenleben der Geschlechter selbstverständlich im Kitaalltag wäre: "Dass fast nur Frauen in Kitas arbeiten, ist eine Verzerrung der gesellschaftlichen Realität."





Veraltetes Berufsbild

"Seit 200 Jahren ist die Betreuung von Kindern ein klassischer Frauenberuf, bei dem davon ausgegangen wird, dass Frauen von Geburt an die Kompetenz für die Kinderbetreuung haben", erklärt Jens Krabel, fachlicher Leiter in der Koordinationsstelle. Viele Männer dächten noch, dass der Erzieherberuf nicht mehr zu bieten habe als basteln und spielen: "Aber die Anforderungen an Fachkräfte sind seit Jahren gestiegen. Sie sind Ansprechpartner für Eltern, sie beobachten und dokumentieren die individuelle Entwicklung der Kinder und fördern deren frühkindlichen Bildungsverlauf."



Das veraltete Berufsbild bleibt eine hohe Hürde für junge Männer, sich in diesem Arbeitsfeld zu engagieren. Andere Gründe, die für junge Männer eine Barriere darstellen, sind laut der Studie "Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten" der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin die schlechte Entlohnung, wenig soziale Anerkennung und geringe Aufstiegschancen. Krabel bedauert das, denn die Untersuchung zeigte auch, "dass die wenigen Männer in Kitas die pädagogische Arbeit bereichern und es möglich machen, traditionelle Rollenvorstellungen zu erweitern." Denn Fürsorglichkeit gehöre zum Mann-Sein dazu.