Tutilo Burger zum neuen Beuroner Erzabt geweiht

Der Tradition eine Zukunft geben

Der Benediktinermönch Tutilo Burger ist am Samstag zum Erzabt des Klosters Beuron geweiht. Ortsbischof Robert Zollitsch überreichte dem bisherigen Prior des Klosters den Hirtenstab und die Mitra als Abtsinsignien. Die Beuroner Benediktinergemeinschaft mit derzeit 52 Mönchen hatte Pater Tutilo in geheimer Wahl zum neuen Klosterleiter gewählt. Er folgt auf Theodor Hogg, der aus Altersgründen nicht mehr für eine weitere Amtszeit bereitstand.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Schweigend verharren die 40 Mönche im Refektorium. Das Tischgebet ist gesprochen. Auf den langen, einfachen Holztischen stehen dampfende Suppenschüsseln. Durch die kleinen Fenster des Speisesaals der Beuroner Mönche bricht die schwache Novembersonne.

Durch einen Schlag mit einem Holzhammer gibt Pater Tutilo das Zeichen, mit dem Essen zu beginnen. Statt Smalltalk liest Pater Sebastian von einer erhöhten Holzkanzel aus den in schwarze Kutten gekleideten Benediktinern während des Essens aus der Bibel, der Regel des Ordensgründers Benedikt und aus einem Buch über die Gebetsgemeinschaft von Taize vor.



Der Lebensalltag zwischen Gebet, gregorianischen Gesängen und Arbeitszeiten der Mönche folgt jahrhundertealten Traditionen.

Gleichzeitig sind die 52 Brüder dabei, einen Zeitenwechsel zu vollziehen: Nach dem altersbedingten Rückzug ihres langjährigen Abtes Theodor Hogg (70) wählten die Mönche vom oberen Donautal am Wochenende den 46-jährigen Pater Tutilo zu ihrem neuen Klosterleiter.



Verantwortung  gespürt

"Als das Wahlergebnis feststand, ist mir ganz anders geworden. Ich spürte sofort die Verantwortung, nun meine Gemeinschaft zu führen", räumt er ein. Am Wochenende machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof, Robert Zollitsch, den Generationenwechsel perfekt: Während des feierlichen Gottesdiensts in der überfüllten Klosterkirche weihte er Tutilo zum neuen Erzabt der traditionsreichen Abtei, indem er ihm die Insignien, den Hirtenstab und die Mitra, überreichte. Die auf Gott ausgerichtet Lebensform der Mönche sei heute von unschätzbarer Bedeutung, so Zollitsch in seiner Predigt. Viele Menschen seien von großer Unruhe, Unsicherheit und Hektik erfasst und suchten neuen Hald. Hier könnten das vom tiefen Glauben geprägte Leben der Mönche Orientierung bieten.



Die unbedingte Ausrichtung an Jesus Christus betont auch der neue Abt: "Unser Leitgedanke muss dabei sein, uns immer wieder neu an der Botschaft Jesu auszurichten." Schon als Zehnjähriger kam Tutilo, der damals noch Hans hieß, aus dem eine Autostunde entfernten Heimatort Löffingen mit seiner Familie für Gottesdienste und Klosterbesichtigungen nach Beuron. "Ich glaube, schon damals hat mich das Kloster irgendwie gepackt." Während der Gymnasialzeit reifte der Entschluss, Mönch zu werden. "Nach dem Abi habe ich vier Wochen Urlaub gemacht - und dann ging´s ins Kloster. Ich habe es nie bereut."



Ein Theologiestudium in Salzburg und Rom folgte. An der Berufsakademie machte er zusätzlich einen BWL-Abschluss und übernahm danach als Cellerar die Leitung der Wirtschaftsbetriebe des Klosters mit heute 35 Angestellten: Verlag, Gärtnerei, Buchhandlung, Exerzitienhaus, ein eigenes Wasserkraftwerk, die verpachtete Klostermetzgerei. Tutilo ist Mönch und Manager.



Wurzeln bis ins achte Jahrhundert

Im Beuroner Kloster, dessen Wurzeln bis ins achte Jahrhundert zurückreichen, hat Tutilo eine Lebensform gewählt, die weit weg ist von gesellschaftlicher Konventionen und Normalbiografien im 21. Jahrhundert. Jeder Tag beginnt mit dem Morgengebet um 5.00 Uhr früh und endet mit der Komplet um 19.45 Uhr. Dazwischen liegen weitere Gebetszeiten, Schweige- und Arbeitszeiten "Ich spüre, dass es Jesus gut findet, wenn ich hier als Mönch lebe", sagt der 46-Jährige.



Dass viele Mönchsgemeinschaften in den vergangenen Jahren aufgeben mussten, weil es an Nachwuchs fehlt, beobachtet der neue Erzabt genau. Auch seine eigene Gemeinschaft wird älter. Aktuell gibt es keine Novizen. Dennoch ist Tutilo überzeugt, dass das Mönchsein eine Zukunft hat. "Vielleicht nicht in der Form wie heute. Wir müssen uns auch bewusst werden, dass es nicht darum gehen kann, um jeden Preis nur die steinernen Gebäude aufrechtzuerhalten, sondern ein Leben zu führen, dass sich immer neu an Jesus ausrichtet. Deshalb wird mir vor der Zukunft nicht bange."