Bonn ist Gastgeber für internationale Umwelt-Konferenz

Denken in Zusammenhängen

Das lateinische Wort für Verknüpfung, "Nexus", gibt dem Treffen seinen Namen: Von Mittwoch bis Freitag wollen in Bonn rund 600 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf Einladung der Bundesregierung Lösungen für eine umweltverträgliche Rohstoffnutzung suchen.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Dabei sollen die Wechselwirkungen zwischen Wassernutzung, Energieversorgung und dem weltweiten Zugang zu Nahrungsmitteln in den Blick genommen werden. Denken in Zusammenhängen also - mit einem besorgniserregenden Hintergrund. Laut Berechnungen des Weltwirtschaftsforums in Davos, einem der Partner des Treffens, werden derzeit rund 70 Prozent der weltweiten Wasserentnahme für die Landwirtschaft genutzt, 16 Prozent für die Energiegewinnung und 14 Prozent für die Bedürfnisse von Einzelhaushalten. Bereits im Jahr 2030 droht bei fortgesetztem Verbrauch eine 30-Prozent-Lücke zu klaffen zwischen dem globalen Bedarf und der Wassermenge, die unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit tatsächlich verbraucht werden kann.



Auch andere Zahlen sprechen eine beredte Sprache. Ebenfalls bis 2030 werden mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde leben, die Weltwirtschaft wird ihr Volumen bis dahin verdoppeln. Das bedeutet eine zusätzliche Nachfrage nach Energie, Wasser und Nahrung. Was das wiederum heißt, verdeutlichen die Organisatoren der Konferenz mit einem Verweis auf die Statistiken der Welternährungsbehörde FAO.  Demnach ist derzeit im Schnitt ein Liter Wasser nötig, um Lebensmittel im Gegenwert von einer Kalorie zu erzeugen.



Vorbereitung auf UN-Konferenz

Auch wenn es inzwischen wie eine Binsenweisheit klingt: Aber Klimawandel, ineffizientes Wirtschaften und eine ungleiche Verteilung von Wohlstand sorgen schon jetzt in Teilen der Welt für massive Engpässe bei der Versorgung der Menschen mit den Grundgütern des täglichen Bedarfs. Die Zahl der Hungernden liegt inzwischen bei fast einer Milliarde. Laut dem jüngsten, im Oktober vorgestellten Welthunger-Index ist die Situation in 26 Ländern "sehr ernst" oder "gravierend". Die fast schon wieder aus den Schlagzeilen verschwundene Dürrekatastrophe am Horn von Afrika ist da nur ein besonders düsteres Beispiel.



Sicher ist: An aktuellen Anknüpfungspunkten herrscht bei der Bonner Konferenz kein Mangel. Dafür spricht auch die Vielzahl an Foren und Plenarsitzungen im ehemaligen Gebäude des Bundestags. Die Teilnehmer, darunter EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs, der niederländische Thronfolger Willem-Alexander sowie der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Klaus Töpfer (CDU), wollen möglichst viele Ansätze zu einer schonenden Ressourcennutzung erörtern und miteinander vernetzen.



Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in ihrem bereits veröffentlichten Grußwort von einem ehrgeizigen Ziel. Es gehe darum, eine "verlässliche Versorgung mit Wasser, Energie und Ernährung" für die Zukunft sicherzustellen. Die Ergebnisse des "Nexus"-Treffens sollen in die Vorbereitung der Bundesregierung auf die UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro fließen. Bei dem Gipfeltreffen in der brasilianischen Metropole vom 4. bis 6. Juni 2012 will sich die internationale Staatengemeinschaft auf konkrete Maßnahmen im Kampf gegen Umweltzerstörungen und Klimawandel verständigen. Eine Herkulesaufgabe, wie etwa die Klimakonferenz der Vereinten Nationen im dänischen Kopenhagen 2009 zeigte. Fatal wäre nur, wenn am Ende aller Debatten der Eindruck entsteht, die Politiker seien mit ihrem Latein am Ende.