Dies geht aus einer aktuellen Studie der Universität Bielefeld hervor, die am Dienstag bei einer Fachtagung in Berlin vorgestellt wurde. In der Umfrage haben die Wissenschaftler teilweise in vereinfachter Sprache 1.561 blinde, gehörlose und körperlich beeinträchtigte Frauen zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Danach sind Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen zwei bis dreimal häufiger Opfer von Missbrauch als der weibliche Bevölkerungsdurchschnitt. Mit 31 Prozent seien fast ein Drittel der in Betreuungseinrichtungen lebenden Frauen von sexuellen Übergriffen betroffen. In einer Vorgängerstudie aus dem Jahr 2004 betrug dieser Anteil noch 10 Prozent.
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bezeichnete das Ausmaß des Missbrauchs als "erschreckend hoch" und kündigte schnelle Hilfe für die Opfer an. Die Hauptaufgabe sieht Schröder jetzt darin, zuverlässige Strukturen einzurichten, damit Missbrauchsopfer schnelle und gute Hilfe selbstständig erreichen können. Besser noch sei es, aktiv auf mögliche Opfer zuzugehen. "Dabei müssen wir darauf achten, dass wir den Balanceakt zwischen der nötigen Sensibilität für Hilferufe einerseits und der Vermeidung eines Klimas des Misstrauens andererseits hinbekommen", sagte die Ministerin der "Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). Denn dem hohen Maß an Gewalt und Missbrauch stehe immer noch ein Vielfaches an ehrlicher Fürsorge und liebevoller Betreuung gegenüber.
Besonderer Schutz und Unterstützung notwendig
Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesfamilienministerin, Hermann Kues (CDU), erklärte, für die betroffenen Frauen sei besonderer Schutz und Unterstützung notwendig. Er kündigte an, dass Bundesfamilienministerium werde das im Aufbau befindliche Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unterstützen, das Ende 2012 starten soll. Das kostenlose Hilfeangebot sei täglich 24 Stunden zu erreichen und biete kompetente Erstberatung und Weitervermittlung an.
Die aktuelle Erhebung weist aus, dass insgesamt jede dritte bis vierte Frau mit Behinderung in ihrer Kindheit und Jugend sexuelle Belästigung erlebt. Im Erwachsenenleben setze sich dies vielfach fort. Jede dritte bis fünfte Frau gibt in der Studie erzwungene sexuelle Handlungen an. In der Vorgängerstudie waren dies nur 13 Prozent der Befragten gewesen.
Ferner gaben mehr als 80 Prozent der Frauen an, unter Diskriminierung zu leiden. Mindestens eine Situation körperlicher Gewalt im Erwachsenenleben haben nach der Studie etwa zwei von drei Frauen erlebt, das seien fast doppelt so viele wie noch 2004.
Jede zweite behinderte Frau Opfer von Missbrauch
Menschliche Abgründe
Nach einer neuen Studie ist fast jede zweite körperlich behinderte Frau schon mal Opfer sexueller Übergriffe geworden. Jede dritte bis vierte Frau mit Behinderung hat danach in ihrer Kindheit und Jugend sexuelle Belästigung erlebt.
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