Religiöse Stätten wie die Klagemauer als "das Herz des Judentums" stünden auch Gläubigen anderer Religionen offen. Diese müssten die Heiligen Stätten anderer Religionen jedoch mit Respekt behandeln. Insbesondere rief Rabinowitsch Pilger auf, Heilige Stätten anderer Religionen nicht mit den Symbolen ihrer eigenen Religion zu besuchen, um Provokationen zu vermeiden.
Jede Religion dürfe den Traum haben, in einer idealen Zukunft die einzige Religion zu sein, so der Rabbiner, aber: "Gott bewahre uns vor dem Versuch der Umsetzung dieses Traums, der nichts als Verwüstung mit sich brächte". Heilige Stätten seien nicht der Ort für politische Meinungsäußerungen, betonte der Rabbiner weiter. "Jerusalem ist uns allen heilig; deshalb dürfen wir nicht um die Stadt kämpfen", so Rabinowitsch wörtlich.
"Keine Ausgrabungen"
Mit Blick auf Gerüchte um israelische Ausgrabungen unter dem Tempelbergareal und der El-Aksa-Moschee rief er dazu auf, "zur Wahrheit zurückzukehren". Es gebe keine solchen Ausgrabungen, aber "derartige Gerüchte" sorgten für "unnötige Spannungen".
Der Franziskaner-Kustos des Heiligen Landes, Pierbattista Pizzaballa, betonte in seinem Konferenzbeitrag die spirituelle und wirtschaftliche Bedeutung des Pilgerns. Eine Pilgerreise ermögliche den Gläubigen das Erleben der Orte ihres Glaubens. Darüber hinaus biete ein Besuch im Heiligen Land für viele Christen eine einzigartige Gelegenheit, andere christliche Gemeinschaften zu erleben und so die Bedeutung der Ökumene neu zu erfahren. Auch erlebten viele Pilger in Jerusalem erstmals Juden und Muslime in ihrem eigenen Umfeld.
In dieser Hinsicht, so Pizzaballa, ermögliche Pilgern zahlreiche Möglichkeiten zum Dialog und zum Erleben der Vielfalt. Interreligiöses Pilgern hingegen ist nach Ansicht des Kustos "nichts für die breite Masse der Pilger, sondern nur für gut vorbereitete Gruppen". Mit Blick auf das interreligiöse Zusammenleben in Jerusalem betonte Pizzaballa die Bedeutung der Ausbildung der Hüter der Heiligen Stätten. Auch die Ausbildung von Reiseleitern sei ein Schlüsselelement. Der ebenfalls für einen Wortbeitrag vorgesehene Vertreter der muslimischen Wakf-Behörde hatte kurzfristig seine Teilnahme abgesagt.
Die zweitägige Konferenz wurde organisiert vom Lassalle-Haus Bad Schönbrunn in Zug/Schweiz und dem Jerusalemer "Elijah Interfaith Institut". Sie war Teil des Begleitprogramms des Projektes "Pilgern für den Frieden" von vier Schweizer Pilgern, die über sieben Monate zu Fuß nach Jerusalem unterwegs waren.
Rabbiner an der Klagemauer ruft zu Respekt der Religionen auf
Ein Modell des Zusammenlebens
Zu mehr Respekt unter den verschiedenen Religionen hat der Rabbiner der Jerusalemer Klagemauer, Schmuel Rabinowitsch, aufgerufen. Jerusalem müsse ein Modell des Zusammenlebens der verschiedenen Religionen sein, erklärte der Rabbiner bei einer interreligiösen Konferenz zum Thema "Pilgern für den Frieden".
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