Zur aktuellen Lage in Nigeria erklärt der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz:
Mit großer Beunruhigung nimmt die Deutsche Bischofskonferenz die wachsende terroristische Gewalt in Nigeria wahr. Jüngste Opfer dieser brutalen Anschläge auf öffentliche Einrichtungen und eine Kirche waren rund 200 Menschen in den Städten Kano und Bauchi. Den Opfern und ihren trauernden Angehörigen gelten unsere Anteilnahme und unser Gebet. Darüber hinaus sagen wir insbesondere den betroffenen kirchlichen Einrichtungen die bleibende Solidarität und Unterstützung beim Wiederaufbau zu.
Die Eskalation der Gewalt in Nigeria hat viele Gründe. Es liegt auf der Hand, dass die auftretenden Konflikte nicht allein auf Spannungen zwischen Muslimen und Christen zurückzuführen sind. Die Unruhen und gewaltsamen Ausschreitungen in weiten Teilen Nigerias aufgrund der Benzinpreiserhöhungen in Folge der Streichung staatlicher Subventionen und die umgehend wieder einkehrende Ruhe nach der Wiedereinführung dieser Subventionen zeigen dies deutlich. Dennoch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich die Anschläge, vor allem der radikalen muslimischen Gruppe Boko Haram, vermehrt gegen Christen und deren Einrichtungen richten. Mit der nigerianischen Öffentlichkeit sind wir besorgt über die Hilflosigkeit der Regierungsstellen im Umgang mit den wachsenden Sicherheitsproblemen.
Die Eskalation der Gewalt fordert einen politischen Weg des Dialogs breiter Gesellschaftsgruppen. Mit militärischer Gewalt allein ist das Problem in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und in dem der Staat nur 0,8 Prozent des Bruttosozialproduktes für den Erziehungssektor aufwendet, nicht zu lösen. Ohne eine Reform der Bildungs- und Sozialpolitik des Landes wird es keine dauerhafte Ordnung in Nigeria geben können.
Gemeinsam mit der Nigerianischen Bischofskonferenz fordern wir daher die Regierung in Nigeria auf, in einen konstruktiven Dialog mit allen wesentlichen zivilgesellschaftlichen Akteuren, vor allem mit den christlichen Kirchen und den Vertretern des Islam zu treten. Insbesondere fordern wir die nigerianische Regierung auf, den umfassenden Schutz christlicher Einrichtungen zu gewährleisten. Wir bitten die deutsche Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft, alles ihnen Mögliche zu tun, um Gewalt und Chaos in Nigeria zu überwinden, uneingeschränkte Religionsfreiheit, besonders der Christen zu gewährleisten und das friedliche Miteinander der Religionen sicherzustellen.
Wir rufen auch die muslimischen Schwestern und Brüder sowie ihre Verbände in Deutschland und weltweit auf, sich für die Christen in Nigeria aktiv einzusetzen, damit alle Nigerianer in Frieden miteinander leben können und sich das Land entwickelt.
Deutsche Bischofskonferenz bestürzt über Lage in Nigeria
Konstruktiver Dialog mit der ganzen Zivilgesellschaft notwendig
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