Ökumenischer Gottesdienst vor der Wahl des Bundespräsidenten

Mit Gottes Segen

Mit einem ökumenischen Gottesdienst war am Sonntagmorgen die Wahl des Bundespräsidenten eröffnet worden. Der katholische Vertreter appellierte an das künftige Staatsoberhaupt - und forderte Respekt vor dem Amt.

 (DR)

Die Feier in der Französischen Friedrichstadtkirche leiten die Vertreter der beiden großen Kirchen in der Bundespolitik, Karl Jüsten für die Deutsche Bischofskonferenz und Bernhard Felmberg für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Zur Wahl stehen der frühere evangelische Pastor und DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck, die deutsch-französische Journalistin Beate Klarsfeld sowie der Historiker Olaf Rose.



Vor Wahlmännern und -frauen der Bundesversammlung erbat Jüsten Gottes Segen für das künftige Staatsoberhaupt. Er wünschte ihm "eine glückliche Hand bei der verantwortungsvollen Ausübung des Amtes zum Wohl aller in unserem Land". Es erfordere weit über die rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus "ein besonders tugendhaftes Verhalten", betonte der Prälat. "Führen Sie Ihr Amt so, dass wir nicht schon bald wieder zusammenkommen müssen", mahnte Jüsten. "Überfordern wir unser neues Staatsoberhaupt nicht mit zu hohen Erwartungen", bat er die Bürgerinnen und Bürger. "An die Medien und Meinungsbildner" wandte er sich mit den Worten: "Haben Sie bei der notwendigen kritischen Begleitung der nötigen Respekt vor dem Amtsinhaber - und lassen auch Sie sich an dem Gebot der Wahrhaftigkeit messen".



Jüsten würdigte in seiner Predigt zudem das Engagement, das "die weit überwiegende Zahl" der Politiker für das Gemeinwohl bewiesen. Darin schloss er auch Altbundespräsident Christian Wulff ein. "Manches hat er bewirkt. Um vieles hat er sich verdient gemacht", betonte Jüsten. "Gerade in der Stunde des Scheiterns ist dafür ein Wort des Dankes angebracht", sagte der Leiter des Katholischen Büros in Berlin. Sein evangelischer Amtskollege Felmberg hob in seiner Ansprache die Gestaltungsräume jedes Amtes hervor, die der christliche Glaube eröffne. "Sich Gott anvertrauen, heißt Grenzen überschreiten, Neugier bewahren und sich in den Dienst der Weltgestaltung und der Weltverantwortung berufen zu lassen", gab der EKD-Bevollmächtigte dem künftigen Bundespräsidenten auf den Weg.