Der Welttuberkulosetag am 24. März

Schwester Chris spricht Urdu

Weltweit ist die Tuberkulose auf dem Rückzug - doch es gibt Länder wie Pakistan, wo die schwere Krankheit zum Alltag gehört. Westliche Ärzte helfen bei der Bekämpfung. Chris Schmotzer, Schwester der Christusträger, ist seit fast einem viertel Jahrhundert im Einsatz.

Autor/in:
Daniel Staffen-Quandt
 (DR)

Eigentlich wollte Chris Schmotzer immer nach Afrika. Humanitäre Hilfe leisten. "Jedenfalls wollte ich nicht hier in Deutschland bleiben", erinnert sich die heute 57-jährige Ärztin: "Bis mich eine Schwester aus Pakistan anrief." Das war Ende der 80er Jahre. 1976 war die Gynäkologin Schmotzer der Christusträger Schwesternschaft beigetreten, einer evangelischen Kommunität, die seit 1963 in Pakistan Lepra- und Tuberkulosehilfe leistet. Und seit 1988 ist Schwester Chris mit dabei.



Seit ihrem ersten Tag in Pakistan arbeitet sie im Rawalpindi Lepra-Hospital, der Zentrale im Norden Pakistans für Tuberkulose-Patienten. 1993 übernahm sie die medizinische Leitung des Krankenhauses der Millionenmetropole Rawalpindi, die mit der angrenzenden Hauptstadt Islamabad zusammengewachsen ist. Seit inzwischen knapp 24 Jahren kämpft sie in dieser Schwerpunkt-Klinik Tag für Tag gegen die Tuberkulose. "Weltweit befindet sich die Tuberkulose zwar eindeutig auf dem Rückzug - allerdings nicht in Pakistan", erläutert die Expertin.



Auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen

Die Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in dem südasiatischen Land mit seinen rund 173 Millionen Einwohnern steigt von Jahr zu Jahr. Und es ist ein sogenanntes "high-burden country" für die multiresistente Tuberkulose (MDR) - also ein Land, in dem diese ganz besonders aufwendig zu behandelnde Form besonders häufig auftritt. "Wir haben die achthöchste Tuberkulose-Rate der Welt", sagt sie. Unter den ungefähr 400.000 Neuerkrankungen pro Jahr seien etwa 15.000 MDR-Patienten, bei denen die Standardtherapie DOTS versagt.



Patienten mit multiresistenter Tuberkulose werden 24 statt 6 Monate mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika behandelt. Allerdings mit Antibiotika der "zweiten Linie", weil die MDR-Erreger eben gegen die gängigen Medikamente resistent sind, sagt Schwester Chris. Diese Behandlung sei ungleich teurer, die Gelder des staatlichen pakistanischen Tuberkulose-Programms reichten hierfür nicht aus. Die Menschen seien auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe etwa unterstützt das Hospital.



"Ich bin gerne hier und fühle mich hier wohl"

Als westliche Christin in einem muslimisch geprägten Land zu leben, ist für Chris Schmotzer "völlig in Ordnung". Pakistan habe eine säkulare Verfassung, die Christusträgerinnen würden "nicht bedroht", obwohl jeder wisse, dass sie Christen seien. "Natürlich gibt es Terroranschläge, aber nicht gezielt auf Christen - man kann allerdings zur falschen Zeit am falschen Ort sein", räumt sie ein. Angst habe sie trotzdem nicht. "Ich bin gerne hier und fühle mich hier wohl", sagt sie. Nur etwa alle zwei Jahre kommt sie für zwei Monate zum Heimatbesuch nach Deutschland.



Die 57-Jährige lebt gemeinsam mit ihren beiden Mitschwestern in einer Wohngemeinschaft, versorgt werden sie von zwei Hausangestellten. Inzwischen spricht sie auch Urdu, eine der einheimische Amtssprachen, auch um mit den Patienten direkt und ohne Dolmetscher sprechen zu können. Doch für den Basar, auf dem zig Dialekte und mehr als 80 lokale Sprachen gesprochen werden, reicht es nicht.



Im Norden, in den Provinzen Khyber Pakhtunkhwa und Punjab, betreut Schwester Chris auch noch knapp 20 Gesundheitszentren, in denen ebenfalls Tuberkulose-Patienten kostenlos behandelt werden. "Dorthin zu reisen ist nicht immer ungefährlich, aber es muss sein", sagt sie. "Die Menschen dort brauchen Hilfe - und sie brauchen mich dort mehr als zu Hause in Deutschland."