Papst fordert neue Wege zur Lösung internationaler Konflikte

Botschaft der Heilung und Hoffnung

Papst Benedikt XVI. hat neue Wege zur friedlichen Lösung internationaler und innerstaatlicher Konflikte gefordert. Die "sterile Sprache gegenseitiger Anschuldigungen, die zu nichts führt" müsse überwunden werden, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben. Historische Fehler und Ungerechtigkeiten seien nur zu bewältigen, wenn die "Botschaft der Heilung und Hoffnung" die Menschen durchdringe, so Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI.: Schreiben über neue Wege zum Frieden (KNA)
Papst Benedikt XVI.: Schreiben über neue Wege zum Frieden / ( KNA )

In dem  Schreiben an die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften betont der Heilige Vater, dies sei der einzige Weg aus jenem "Teufelskreis der Gewalt", in den die Nationen so oft hineingerieten. Er verwies insbesondere auf die Botschaft seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weltfriedenstag 2002 nach den Terroranschlägen vom 11. September.

Das Schreiben ist an die Präsidentin der Akademie, die US-amerikanische Sozialwissenschaftlerin Mary Ann Glendon, gerichtet. Anlass ist die gegenwärtige Vollversammlung des Gelehrtengremiums im Vatikan. Zu den Vortragenden zählte auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Der Papst rief dazu auf, die Möglichkeit einer Vergebung von Schuld auch verstärkt in der wissenschaftlichen Konfliktforschung zu debattieren. Die Kombination von Vergebung und Gerechtigkeit sei die einzig angemessene Antwort auf menschliches Fehlverhalten. Er stellte klar, dass Vergebung nicht gleichbedeutend mit einer Leugnung menschlichen Fehlverhaltens sei.

Thinktank für die Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre
Zugleich würdigte der Papst die fortwährende Aktualität der vor fast 50 Jahren erschienenen Enzyklika "Pacem in Terris". Die globale politische Landkarte habe sich zwar nach dem Ende des Kalten Krieges grundlegend verändert. Auch heute sei die Enzyklika jedoch lehrreich für alle, die sich für Frieden und Gerechtigkeit und gegen die Weiterverbreitung von Waffen einsetzten. Zudem sei die 1963 erschienene Enzyklika eine "kraftvolle Aufforderung" für einen "kreativen Dialog" zwischen Kirche und Welt sowie Glaubenden und Nichtglaubenden.

Die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften tagt bis zu diesem Dienstag im Vatikan. Die 1994 von Papst Johannes Paul II. gegründete Akademie dient als Thinktank für die Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre. Ihr gehören rund 40 Sozialwissenschaftler und Juristen an.

Vatikansprecher Lombardi: Anschläge sind fürchterlich und verdammenswert--
Zugleich verurteilt der Heilige Stuhl die jüngsten Terror-Attacken auf christliche Kirchen in Kenia und Nigeria. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bezeichnete die Attacken in einer Stellungnahme von diesem Montag als "fürchterlich und verdammenswert: sie sind mit größter Entschiedenheit zu verurteilen."--
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Bei einem christlichen Freiluftgottesdienst in Kano in Nordnigeria waren am Sonntag mehr als zwanzig Personen durch Gewehrfeuer und Bomben gestorben, in der kenianischen Hauptstadt Nairobi forderte eine ähnliche Attacke ein Menschenleben. Beide Anschläge haben ersten Erhebungen zufolge einen islamistischen Hintergrund. Gegenüber Radio Vatikan rief Lombardi dazu auf, der Logik des Terrors nicht nachzugeben:--
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"Unsere Nähe gilt den Opfern und den Gemeinschaften - sie leiden unter dieser verhassten Gewalt, die sich unter ihnen ereignete, als sie friedlich ihren Glauben feierten, einen Glauben, der Liebe und Frieden für alle verkündet. Wir müssen die gesamte Bevölkerung ermutigen, jenseits aller religiösen Unterschiede nicht der Versuchung nachzugeben und in den Teufelskreis mörderischen Hasses zu verfallen."--
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Auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zeigte sich besorgt über die Attentate in Nigeria und Kenia. "Obwohl man versucht hat, das Recht auf Religionsfreiheit zu stärken, auch in den Verfassungstexten aller Staaten und internationalen Organisationen, sieht man das grundlegende Recht auf Religionsfreiheit nicht angewendet", sagte der "Zweite Mann" im Vatikan nach dem Papst am Rand einer Konferenz in Rimini. Er nehme eine "wachsende, mitunter gewalttätige Intoleranz" wahr, sagte Kardinal Bertone. Er sorge sich auch deshalb, weil die Christen in den Krisennationen in Afrika und dem Nahen Osten "ein Faktor des Gleichgewichts und der Versöhnung" inmitten der Konflikte seien. Es sei schon merkwürdig, dass sich ausgerechnet gegen sie eine so starke Intoleranz und Aggressivität richte. --
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Der Gottesdienst in Kano fand in einem Freilufttheater in Nigerias zweitgrößter Stadt statt. Insgesamt starben seit Januar mehrere hundert Menschen in ganz Nigeria bei Bombenanschlägen und Angriffen. Oft waren Kirchen das Ziel der Attentäter. Die Attentate gehen auf das Konto der islamistischen Gruppe "Boko-Haram", die Kontakte zu al-Qaida haben soll. Erst am Samstag hatte ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz vor dem Gebäude einer Zeitung in Nigerias Hauptstadt Abuja gezündet. Der christliche Staatspräsident Goodluck Jonathan, dem viele Christen vorwerfen, nicht genug für ihre Sicherheit zu tun, besuchte den Ort des Attentats.--
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Ein christlicher Gottesdienst war ebenfalls Schauplatz des Terrors in Nairobi. Seit Kenia im vergangenen Jahr Truppen ins benachbarte Somalia schickte, kommt es in Nairobi immer wieder zu Anschlägen. Kenia vermutet ebenfalls al-Qaida-nahe Gruppen dahinter, die von Somalia aus operieren. Im März starben bei einem dieser Anschläge neun Menschen in einem Busbahnhof, vierzig wurden verletzt.