Katholiken in Schleswig-Holstein hätte sich klareres Wahlergebnis gewünscht

Bundesland der (un)begrenzten Möglichkeiten

Nach der Landtagswahl steuert Schleswig-Holstein auf ein Dreier-Bündnis aus SPD, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband zu. Eine Einschätzung von Beate Bäumer, Leiterin des Katholischen Büros in Kiel, im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Es gibt keine klaren Wahlgewinner - hätten Sie sich denn ein eindeutigeres Ergebnis gewünscht?

Bäumer: Ja, auf jeden Fall. Wir wussten ja schon aus den Prognosen, dass es sehr knapp werden würde. Aber dass wir jetzt von einem Abstand zwischen den großen Parteien von 0,4 Prozent reden, halte ich für äußerst unglücklich. Es gibt einfach keinen richtigen Gewinner. Die SPD hatte ausgegeben: Wir holen 40 Prozent. Und die CDU ist auch nicht richtig glücklich mit dem Ergebnis, das hat man gestern Abend auch deutlich gemerkt.



domradio.de: Was wäre für die katholische Kirche in Schleswig-Holstein die beste Regierung?

Bäumer: Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Die Schleswig-Holsteiner haben seit 2005 eine ganze Menge Möglichkeiten hinter sich: 2005 gab es eine Große Koalition, die am Ende mit wirklich großen zwischenmenschlichen Strapazen auseinandergebrochen ist; dann hatten wir die Ein-Stimmen-Mehrheit mit CDU- und FDP-Regierung, die am Ende auch nicht so wirklich gut gehalten hat. Es ist schwierig. Es gibt ja keine Partei, bei wir mit allen Themen auf einer Wellenlänge liegen. Insofern muss man immer nach Themenschwerpunkt schauen. Auch nach dieser Wahl werden wir danach differenzieren - und sehen, wie wir da klar kommen.



domradio.de: Welche Themen wollen sie denn mit der neuen Regierung angehen?

Bäumer: Ein Beispiel: Angenommen die sogenannte Dänen-Ampel mit einer Stimme Mehrheit kommt, könnten wir beim Thema Sonntagsschutz noch mal einen neuen Ansatz finden. Aber im Punkt Religionsunterricht wird es erst mal große Diskussionen geben, weil beide Parteien für Die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterrichts stehen. Bei den Stichworten  Privatschulen und Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft wird es sicherlich auch schwierig werden, weil man gewisse Vorbehalte gegen diese Schulen hat. Bei der Kita-Sozialstaffel - also alle Eltern zahlen möglichst die gleichen Beiträge für ihren Kita-Platz - könnte es mit einer Dänen-Ampel leichter werden. Und was die Zusammenarbeit zwischen den Ländern angeht, was auch immer unser Anliegen ist, weil zum Erzbistum Hamburg ja Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg gehören, muss man abwarten, wie sich das entwickelt: Wir haben ja eine SPD-geführte Regierung in Hamburg, es könnte also sein, dass man sich da besser versteht. Aber genau weiß man das alles jetzt noch nicht.



domradio.de: Wenn dann eine neue Regierung im Amt ist. Wie kommen Sie als Leiterin des katholischen Büros dann zu einem Meinungsaustausch mit den neuen Amtsinhabern?

Bäumer: Zum großen Teil setzen wir dann etwas fort. Wir führen schon jetzt laufend Gespräche im Hintergrund. Und diese Menschen bleiben ja auch - die, die im Hintergrund und nicht auf ministerialer Ebene arbeiten. Bei den anderen wird es so laufen: Man mach Antrittsbesuche bei den Ministern und bringt seine Themen mit. Die Themen bleiben ja auch, das wissen ja auch die, die in ministerieller Verantwortung sind. Und hier versuchen wir dann, ins Gespräch zu kommen und konkrete Vereinbarungen zu treffen, oder zumindest Ziele abzustecken. Und danach geht es von Gespräch zu Gespräch weiter.



Das Gespräch führte Dagmar Peters.