Katholiken feiern Fronleichnam

"Mitmischen" gefordert

Mit farbenfrohen Prozessionen und Gottesdiensten im Freien haben Katholiken bundesweit das Fest Fronleichnam gefeiert. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Rückzug der Kirche und ermunterten zu einem "Mitmischen" in der Welt. Erzbischof Robert Zollitsch rief in Freiburg dazu auf, den Glauben "im Hier und Heute" überzeugend zu leben.

 (DR)

Trotz großer Herausforderungen und sinkender Zahlen hätten die Christen es nicht nötig, in die Defensive zu gehen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Er warnte davor, Altem nachzutrauern.



"Die Welt muss nicht so bleiben, wie sie ist"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ermunterte dazu, sich mit Unfrieden und Gewalt ebenso wenig abzufinden wie mit unguten Zuständen in Politik, Gesellschaft und Kirche. Zur christlichen Kultur gehöre der Grundgedanke: "Die Welt muss nicht so bleiben, wie sie ist." In Bamberg rief Erzbischof Ludwig Schick zu mehr gesellschaftlichem Engagement auf: "Nicht Rückzug, sondern Mitmischen ist angesagt." Kommunisten und Nationalsozialisten hätten Fronleichnam immer als erstes verboten oder auf den Kirchenraum beschränkt. Das Fest zeige Christen ihren Platz "mitten in der Welt", so der Erzbischof: "Wir dürfen uns nicht zurückziehen."



Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner mahnte Treue zur Kirche an. Im Kölner Dom kritisierte er "Unheilspropheten innerhalb und außerhalb der Kirche". Manche Christen wollten die Kirche auf einen Weg zwingen, "den Jesus nicht mitgeht". Dieser habe seinen Jüngern nicht gesagt: "Nun bleibt mal alle da. Ich mache es ab jetzt etwas billiger!"



Woelki spricht über Diaspora-Situation

Der Berliner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist in seiner Predigt auf die zunehmend säkularisierte Gesellschaft eingegangen. "Wenn wir nun plötzlich an manchen Orten merken, dass zukünftig die heilige Eucharistie nicht mehr so oft gefeiert werden kann, macht uns das natürlich zunächst traurig." Doch es zeige auch, dass Eucharistie keine Selbstverständlichkeit ist.



"Wir werden uns in Zukunft stärker mühen müssen, um an der Eucharistiefeier teilnehmen zu können", prognostiziert Woelki. Gerade so komme zum Ausdruck, wie wichtig die Eucharistie für Katholiken ist.



Im Zeichen des in der Eucharistie gewandelten Brotes wende Gott das Antlitz Jesu Christi den Menschen dauerhaft zu, sagte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker.: "Gottes Sohn ist bei uns in den Gestalten von Brot und Wein. Allen, die es sehen wollen, zeigen wir, dass es eine Nahrung gibt gegen den Tod, eine Nahrung, die Heil und Hoffnung schenkt."



Bei den Zeremonien in Regensburg vertrat Weihbischof Reinhard Pappenberger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der sich kürzlich einer Knieoperation unterzogen hatte. Daher sei Müller gesundheitlich noch nicht in der Lage, das Fronleichnamsfest persönlich mitzufeiern, sagte Pappenberger.



An Fronleichnam, dem "Fest des Leibes und Blutes Christi", feiern die Katholiken die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. In Prozessionen tragen Geistliche Monstranzen mit der als Leib Christi verehrten Hostie durch die Straßen. Neu hinzugekommen ist dabei der Gedanke des "wandernden Gottesvolkes", dessen Mitte Christus ist, das "Brot des Lebens".