Münsteraner Bischof besucht Griechisch-Orthodoxe

"Neuevangelisierung" als gemeinsamer Auftrag

In Bonn hat die Griechisch-Orthodoxe Metropolie den Namenstag ihres Patriarchen Bartholomaios gefeiert. Bei einem Festakt warb der katholische Münsteraner Bischof Felix Genn für eine ökumenisch ausgerichtete Unterstützung durch die orthodoxe Kirche.

 (DR)

In seinem Gastvortrag bezeichnete Genn am Montag (11.06.2012) eine gestärkte christliche Erziehung und die Verbindung von Evangelium und Lebensalltag als christliche Kernanliegen. Die sogenannte Neuevangelisierung sehe er in einer säkularen Kultur als gemeinsamen Auftrag der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche in Deutschland, sagte Genn.



"Helft uns als orthodoxe Christenheit, die Gotteserfahrung, die in der Liturgie der östlichen Kirche so tief zum Ausdruck kommt, noch mehr zu entdecken, um zu einer lebensgemäßen Synthese zwischen Evangelium und Lebensbild zu finden", sagte der katholische Theologe. Der Münsteraner Bischof verwies auf verschiedene Erklärungen von Päpsten seit dem zweiten Vatikanischen Konzil und von der orthodoxen Kirche, die zu eine gemeinsamen Besinnung auf theologische Quellen aufriefen.



Neuevangelisierung: negative Assoziationen

Gerade im Kontext einer "muslimischen Dominanz, gerade angesichts von Säkularismus, Indifferentismus, Atheismus und Konsumismus" könnten sich römisch-katholische und orthodoxe Kirche gemeinsame bemühen, "die Quellen des Glaubens neu sprudeln zu lassen", sagte Genn. "Es ist völlig klar, dass wir gemeinsam dies auch mit dem lebendigen Zeugnis gläubiger Laien tun sollten", unterstrich er.



Die Bezeichnung Neuevangelisierung sei "nicht sehr glücklich gewählt", da sie "gerade bei den anderen christlichen Kirchen, auch bei den orthodoxen Schwestern und Brüdern, auch bei den muslimischen Mitbewohnern" negative Assoziationen wecken könne, räumte Genn ein. Doch sollte die Neuevangelisierung nicht auf ein christliches Europa nach vergangenen Mustern abzielen, erklärte er. Vielmehr sollte es sich angesichts einer nicht rücknehmbaren Pluralisierung des Lebens "ganz schlicht um die Verkündigung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn" handeln.



Als Handlungsfelder für den gemeinsamen Weg verwies Genn unter anderem auf die Taufe, auf eine "systematische Katechese", die gottesdienstliche Gestaltung und Liturgie, eine verstärkte Beteiligung von Laien sowie eine neue Darstellung der gemeinsamen Glaubensgeschichte. "Vielleicht lässt sich auch über eine Reflexion der gemeinsamen Geschichte mit dem Islam eine neue Dialogbasis erschließen."